Keine Angst vor dem letzten Umzug : Wann ist die Zeit fürs Seniorenheim gekommen?
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Bild: Schwesternschaft München vom BRK e.V.
Die Entscheidung für den Umzug in eine Senioreneinrichtung fällt Angehörigen wie Betroffenen oft schwer. Wie findet man bei allen Bedenken den richtigen Zeitpunkt?
Das Leben im Alter ist schön! Nie zuvor hatten Senioren so viele Möglichkeiten, ihr Leben selbstständig zu gestalten und bis weit über das 60. Lebensjahr hinaus unabhängig und aktiv zu bleiben. Die gesundheitliche Versorgung sichert ihnen heutzutage oftmals einen weitgehend unbelasteten Ruhestand – auch für die Angehörigen eine beruhigende Situation, denn die Anforderungen der Arbeitswelt sowie der mobilen Gesellschaft lassen familiären Verpflichtungen nur wenig Raum. Was aber passiert, wenn Körper oder Geist nicht mehr mitspielen und die Fähigkeiten, sich selbst zu versorgen, nachlassen? Wie stellt man fest, dass man selbst besser in einer Senioreneinrichtung aufgehoben wäre? Woran erkennt man, dass die Oma in einem Pflegeheim besser versorgt wäre?
Entscheidungshilfen durch eine Senioreneinrichtung nutzen
„Dass es sozusagen keine ‚Altersgrenze’ für die Selbstversorgung im Alter gibt, macht es für Angehörige häufig schwer. Dabei spielen auch Gewissenskonflikte eine große Rolle. Wenn die Kriterien nicht klar sind, entsteht häufig das Gefühl, Großeltern oder Eltern würden einfach abgeschoben. Dabei gibt es tatsächlich Anhaltspunkte, die für einen Umzug in eine Senioreneinrichtung oder auch ein Pflegeheim sprechen“, erläutert Christoph Büchele, Pflegedienstleiter der Senioreneinrichtung der Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz „Wir beraten sowohl Angehörige als auch Senioren, die die Entscheidung noch selber treffen möchten, und geben Tipps, die ihnen die Entscheidung erleichtern.
Fragt ein interessierter Bewohner selbst nach, steht die Frage nach seinem sozialen Umfeld häufig im Vordergrund. „Wenn beispielsweise der langjährige Partner verstorben ist, kann der Umzug in eine altersgerechte Umgebung der Vereinsamung vorbeugen. In der Senioreneinrichtung trifft man schließlich häufig Menschen mit vergleichbarer Lebenserfahrung, ähnlichen Interessen und vor allem Offenheit für neue Kontakte“, erläutert der Pflegefachmann. Auch Angehörigen rät Büchele, darauf zu achten, ob der soziale Rückzug droht. „Ist der Betroffene noch offen dafür, sich ein ‚neues’ soziales Netzwerk aufzubauen, kann ein Seniorenheim die Rettung sein und die gesellschaftliche Teilhabe des Betroffenen sichern.“
Sicherheit des Betroffenen gewährleisten und Belastungsgrenzen der Angehörigen berücksichtigen
Abgesehen davon kann aber vor allem die körperliche wie geistige Gesundheit des Betroffenen ausschlaggebend für eine entsprechende Entscheidung sein. Und nicht selten sind auch die Belastungen für die Angehörigen ein wichtiger Faktor. Überschreitet die notwendige Pflege die psychischen oder physischen Grenzen der Familie, darf man sich nicht scheuen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Sollte sich die pflegerische Versorgung zudem als so umfangreich gestalten, dass auch ein ambulanter Pflegedienst an die Grenze des Machbaren gerät, ist definitiv der Zeitpunkt für eine Senioreneinrichtung gekommen“, meint Büchele.
Auch wenn es um die Sicherheit der Betroffenen geht, darf nicht gezögert werden. Und damit sind nicht nur die offensichtlichen Dinge gemeint. Wenn der Großvater immer häufiger vergisst, den Herd auszuschalten oder das laufende Wasser abzudrehen, führt der Weg ganz selbstverständlich über kurz oder lang mindestens ins betreute Wohnen und schließlich in eine Pflegeeinrichtung. Doch auch die nachlassende Aufmerksamkeit für die eigene Grundversorgung ist ein Alarmzeichen: Immer wieder Mahlzeiten auslassen, das regelmäßige Trinken nicht ernst nehmen – all das gefährdet die Gesundheit, weshalb eine gewisse Kontrolle gewährleistet sein muss.
Umzug gut vorbereiten
Führen alle Überlegungen zu dem Entschluss, dass der Umzug in eine Senioreneinrichtung zum Beispiel für die Mutter notwendig wird, ist trotzdem manchmal noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Wenn sich der oder die Betroffene der endgültigen Entscheidung entzieht oder gar verweigert, sind die Angehörigen noch einmal gefordert. „Uns ist immer ganz besonders wichtig, dass dieser so prägende Schritt mit dem Betroffenen langsam und einfühlsam vorbereitet wird. In letzter Konsequenz muss die Entscheidung ja schließlich von dem alten Menschen getragen werden. Dafür muss sich ihm oder ihr der Sinn des Umzugs auch erschließen. In solchen Fällen bieten wir immer gerne unsere Unterstützung an und helfen beispielsweise mit dem Angebot der Kurzzeitpflege als Eingewöhnungszeit“, betont Christoph Büchele.
Umzug ins Seniorenheim: Checkliste
- • Ist der Aufbau eines ‚neuen’ sozialen Umfelds in der Einrichtung noch möglich?
- • Droht der soziale Rückzug des Betroffenen?
- • Besteht die Gefahr der Vereinsamung oder Isolation?
- • Kann die Sicherheit des Betroffenen in seinem gewohnten Lebensumfeld noch gewährleistet werden?
- • Überschreitet die notwendige Pflege die psychische und physische Belastungsgrenze der Angehörigen?
- • Gestaltet sich die pflegerische Versorgung im gewohnten Umfeld bereits als so umfangreich, dass ein ambulanter Pflegedienst sie nicht mehr leisten kann?
- • Ist der Betroffene gut auf die einschneidende Veränderung, die der Umzug mit sich bringt, vorbereitet?