Unzertrennlich : Pflegebedürftigkeit –das Aus für die Liebe?
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Bild: Winnie Schmitz, Residenz-Gruppe Bremen
Wenn ein oder beide Ehepartner pflegebedürftig werden, gibt es viele Möglichkeiten zusammenzubleiben und das Leben weiter gemeinsam zu teilen. Auch in einer stationären Pflegeeinrichtung.
Eigentlich suchte Simone Schrader eine seniorengerechte Wohnung für ihre Eltern. Sie, die Tochter, die vor vielen Jahren hunderte Kilometer entfernt von der Heimat ein Studium begann, in der Ferne ihren Ehemann kennengelernt, geheiratet und mit ihrer Familie in einem Vorort einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Inzwischen hat die 47-Jährige zwei Kinder, mit denen sie regelmäßig Oma und Opa besucht. Doch bei den letzten beiden Treffen bemerkte Simone Schrader, dass ihr Vater immer vergesslicher wurde und ihm sogar der Name seines Enkels entfallen war. Das wiederum hat die Oma schrecklich aufgeregt und fast den ganzen Nachmittag über Opa schimpfen lassen. Er würde ihr auf die Nerven gehen und gar nicht mehr in seinen vielen Büchern lesen. Alle waren angespannt.
Simone Schrader kamen Zweifel, ob ihre Eltern so viele Kilometer von ihr entfernt wirklich gut aufgehoben sind. Schließlich sind schon viele Freunde des alten Ehepaars gestorben, in die Nachbarschaft sind neue Familien mit Kindern gezogen, zu denen es keinen Kontakt gibt. Hinzu kommen die Gebrechen und Wehwehchen, die ihnen das Leben in dem großen Haus mit vielen Treppen und dem zwar wunderschönen, aber riesengroßen Garten schwer machen. Die von ihrer Mutter geliebten Blumenbeete werden ohnehin bereits seit zwei Jahren von einem Gärtner in Schuss gehalten. Schon genauso lange kommt täglich ein ambulanter Pflegedienst ins Haus.
Betreutes Wohnen verzweifelt gesucht
Simone Schrader machte ihren Eltern einen Vorschlag: Sie sucht eine schöne, altersgerechte Wohnung für sie in ihrer Nähe, damit sie selbst vor Ort ist, „falls mal etwas passieren sollte“. Die Eltern, beide bereits mit der Pflegestufe 1, waren anfangs skeptisch und wollten ihrer Tochter nicht zur Last fallen, willigten aber nach längerer Überlegung ein. Ideal fänden sie eine etwa 60 Quadratmeter große Wohnung im Rahmen des „Betreuten Wohnens“, wo jeden Tag eine Hausdame vor Ort ist und ein ambulanter Pflegedienst ins Haus kommen kann. Auch das sogenannte Wohnen mit Service oder Service-Wohnen für Senioren, wo sich Dienstleistungen wie Wäschereinigung und die Lieferung von z.B. warmem Mittagessen dazubuchen lassen, kam für die beiden in Frage. Doch die neue Heimat von Simone Schrader war ein Spiegelbild der Situation in ganz Deutschland: Es fehlen seniorengerechte Wohnungen. Nach dreimonatiger Suche und unzähligen Telefonaten war die besorgte Tochter der Verzweiflung nahe.
Doppelzimmer als Alternative?
Doch dann kam sie auf die Idee, in einer stationären Pflegeeinrichtung anzurufen. Denn auch hier gibt es zahlreiche räumliche Möglichkeiten für Ehepaare, auch bei Pflegebedürftigkeit weiterhin zusammenzuleben. Viele ältere Einrichtungen haben z.B. noch Doppelzimmer, die sich für Ehepaare eignen. Anstatt mit einer fremden Person das Zimmer zu teilen, können die meist seit vielen Jahrzehnten Vertrauten auch bei Pflegebedürftigkeit unter einem Dach leben. Auf der anderen Seite besteht in Pflegeeinrichtungen auch die Möglichkeit, dass jeder Ehepartner ein eigenes Einzelzimmer anmietet. So verbringen man zwar die Nächte getrennt, kann aber im Speisesaal gemeinsam essen und an den Betreuungsangeboten der Pflegeeinrichtung teilnehmen. Für die Pflege und Betreuung sorgen 24 Stunden am Tag die Pflegefachkräfte im Haus.
Komfortable Pflegeappartements für Ehepaare
Moderne bzw. neu errichtete Pflegeeinrichtungen haben sich strukturell bzw. architektonisch gesondert auf Ehepaare eingestellt und bieten noch mehr Komfort. In zahlreichen Einrichtungen gibt es Pflegeappartements, in denen Eheleuten gleich zwei Zimmer zur Verfügung stehen. Dabei sind je nach Pflegeeinrichtung und Anbieter unterschiedliche Grundrisse möglich: So gibt es zum Beispiel Pflegeappartements, die einen geräumigen Vorflur mit Garderobe und der Möglichkeit, einen Kleiderschrank unterzubringen, haben. Vom Flur gehen beide Zimmer und das große, barrierefreie Badezimmer, das auch mit zwei Waschbecken ausgestattet sein kann, ab. Ehepaare haben damit die Möglichkeit, sich einen Raum als Wohnzimmer und den anderen, mit nebeneinander gestellten Pflegebetten, als Schlafzimmer einzurichten. Nach zum Teil jahrzehntelanger Ehe kommt es auch immer wieder vor, dass die Räumlichkeiten anders genutzt werden und sich jeder sein eigenes Reich einrichtet.
Weiterhin gibt es Pflegeappartements, die über ein größeres Wohnzimmer verfügen, über das sich das Schlafzimmer erreichen lässt. An das Schlafzimmer grenzt direkt ein Badezimmer. Oftmals verfügen solche Pflegeappartements über kleine Küchenzeilen mit zwei Herdplatten, Einbauschränken und einer Spüle, sodass auch Familienangehörige und Freunde in häuslicher Atmosphäre Platz zum Kaffeetrinken finden. Für Angehörige und Gäste ist der Besuch in einem so wohnlichen Pflegeappartement deutlich angenehmer und komfortabler als ein Zusammenreffen in einem Einzelzimmer. In die Pflegeappartements können auch Ehepaare einziehen, bei denen nur ein Partner pflegebedürftig ist. Die Person, die nicht pflegebedürftig ist, zahlt dann lediglich für Miete, Unterkunft und Verpflegung, da sie keine Pflegeleistungen in Anspruch nimmt.
Ehepaare bereichern den Alltag in einer Pflegeeinrichtung
Für den Alltag in der Pflegeeinrichtung können Ehepaare eine echte Bereicherung sein. Liebevolle Frotzeleien über verloren gegangene Gebisse und Ehefrauen, die das Personal bei der Pflege des Ehemanns tatkräftig unterstützen, bringen Fröhlichkeit und eine angenehme Atmosphäre ins Haus.
Simone Schrader hat letztendlich auch das richtige Pflegeappartement für ihre Eltern gefunden. Neben zwei großzügigen Räumen, die ihre Eltern sich als Wohn- und Schlafzimmer aufgeteilt haben, steht dem Ehepaar sogar eine geräumige Dachterrasse zur Verfügung, auf der ihre Mutter gleich einige Blumentöpfe platziert hat. Die große Bibliothek ihres Vaters konnte aufgrund der räumlichen Verkleinerung von 170 auf ca. 50 Quadratmeter leider nicht mit einziehen, aber die Schrankwand, in der alle Lieblingsbücher Platz finden, passt gut in das Appartement. Wie es in einer stationären Pflegeeinrichtung üblich ist, steht dem Ehepaar das Pflegepersonal 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Die Tochter ist froh um diese Sicherheit. Die Belegschaft berichtet, dass das Ehepaar auch nach mehr als 65 Jahren Ehe jeden Tag gemeinsam zufrieden in ihrem Wohnzimmer sitzt und kaum zu trennen ist. Während die alte Dame regelmäßig ihre Blumen gießt, hat ihr Ehemann bisher noch keine der morgendlichen Zeitungsrunden verpasst, die Betreuerin Janina um 10 Uhr anbietet. Hier wird gemeinsam die Zeitung gelesen und über aktuelle Themen gesprochen. Regelmäßig finden Feste und Feiern statt, an dem sich das Ehepaar mit anderen Bewohnern zusammen rege beteiligt. Simone Schrader ist froh, ihre Eltern in solch einer stationären Pflegeeinrichtung zu wissen.
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