Pflege zuhause : Damit es zu keiner Überlastung kommt
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Durch die Pflege zuhause sind viele gemeinsame Stunden mit den Liebsten möglich. Bild: hannamonika | fotolia.com
Wer einen Angehörigen zuhause pflegt, wird oft mit Problemen konfrontiert. Doch es gibt viele Möglichkeiten, wie Pflegende unterstützt werden können.
Wird ein Mitglied der Familie plötzlich pflegebedürftig, stellt das Angehörige vor eine große Herausforderung. Denn was passiert nun mit Mutter, Vater oder den Großeltern? Für viele Pflegebedürftige ist eine Heimunterbringung mit einem Verlust der Selbständigkeit verbunden und sie möchten daher lieber zuhause gepflegt werden. Viele Angehörige kommen diesem Wunsch nach. Doch wie sollen Pflege und Beruf vereinbart werden?
Die Pflege zuhause ist beliebt. Circa 1,5 Millionen Pflegebedürftige werden von ihren Angehörigen zuhause umsorgt, das sind immerhin mehr als zwei Drittel aller Pflegebedürftigen in Deutschland. Deutschland ist damit in der Spitzenklasse: In kaum einer anderen europäischen Nation werden so viele Angehörige zuhause gepflegt. Und diesen Familien zollt Respekt, ermöglichen sie doch ihren Familienangehörigen, den Lebensabend in vertrauter Umgebung und mit viel menschlicher Nähe zu verbringen.
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege
Angehörige, die sich für die Pflege eines geliebten Menschen zuhause entscheiden, finden sich schnell in einem anstrengenden Balance-Akt wieder. Die Pflege nimmt viel Zeit in Anspruch, nebenbei muss gearbeitet werden und die übrigen Familienmitglieder dürfen auch nicht zu kurz kommen. Um nicht völlig zu überlasten, nehmen circa 40 Prozent aller Daheim-Pflegenden die Hilfe eines Pflegedienstes in Anspruch, ein Drittel hingegen pflegen ohne externe Hilfe. Doch Möglichkeiten zur Entlastung gehen weit über ambulante Pflegedienste hinaus. Hilfsangebote gibt es viele.
Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gibt es seit 2015 gesetzliche Regelungen, die ein Pflegeunterstützungsgeld, eine Pflegezeit und Familienpflegezeit gewährleisten. Angehörige dürfen bei einem auftretenden Pflegefall 10 Tage von der Arbeit fernbleiben, um eine weitere Pflege zu organisieren. Innerhalb dieser Zeit haben sie Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld als Lohnersatz, das durch Pflegekasse oder private Pflegeversicherung bezahlt wird.
Viele Möglichkeiten zur Unterstützung
Bis zu sechs Monaten können sie ganz oder teilweise aus dem Job austreten. Liegt ein Angehöriger im Sterben, kann dieser bis zu drei Monaten begleitet werden. Dabei haben die Pflegenden Anspruch auf ein zinsloses Darlehen des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, um den Verdienstausfall abzumildern. Wer einen Angehörigen langfristig pflegen möchte, kann bis zu zwei Jahren seine Arbeitszeit auf bis zu fünfzehn Stunden die Woche reduzieren und genießt dabei Kündigungsschutz.
Auch sonst gibt es finanzielle Unterstützung. So kann neben der Pflegestufe des zu Betreuenden ein Zuschuss für Pflegehilfsmittel beantragt werden, beispielsweise für Einmalhandschuhe oder Desinfektionsmittel. Das sind immerhin 40 Euro im Monat. Auch Schulungen zur sachgerechten Pflege können kostenlos besucht werden. Pflegende Angehörige brauchen Urlaub. Die Verhinderungspflege macht das für bis zu 6 Wochen im Jahr möglich. Das Geld für die Verhinderungspflege kann auf bis zu 150 Prozent des normalen Pflegegelds aufgestockt werden. Das sind immerhin bis zu 806 Euro im Monat. Im Rahmen der Kurzzeitpflege können Pflegebedürftige für einige Zeit vollstationär gepflegt werden, bis sie zu alten Kräften zurückgefunden haben, beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt. Und wenn für Betreuende aus verschiedensten Gründen nur eine „Teilzeit-Pflege“ möglich ist, bezahlt die Pflegekasse je nach Pflegestufe für eine Tages- und Nachtpflege bis zu 1612 Euro im Monat. Pflegebedürftige werden hier für bestimme Zeiten teilstationär versorgt, die Abholung und das Bringen der Angehörigen ist auch im Leistungsspektrum enthalten.
Wer einen Pflegebedürftigen zuhause versorgt, leistet Großes und verdient den Respekt der Gesellschaft. Die Pflege zuhause kann anstrengend sein. Damit es zu keiner Überlastung kommt, gibt es viele Angebote für die Pflegenden. Denn die Pflege zuhause ist erhaltenswert, das hat auch der Staat erkannt.