Humor in der Pflege : Darf man der Demenz mit Humor begegnen?
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Mitte Sylvia Siener, links Bärbel Rosner, rechts Claudia Hoffmann. Bild: Carina Weyrich
Spätestens seit Til Schweigers Film „Honig im Kopf“ ist das Thema Demenz wieder in aller Munde. Aber darf man das eigentlich?
Darf man diesem wichtigen Thema mit so viel Humor begegnen? Kann man eigentlich noch lachen, wenn man als Betroffener an Demenz erkrankt ist? Eindeutig ja, sagen zahlreiche Experten. Man muss sogar! Ein herzhaftes Lachen ist manchmal einfach die beste Medizin ist.
Auf einem im April stattgefundenen Fachtag im Haus des Gastes in Bad Kreuznach setzten Pflegeexperten auf mitreißende, sensible und auch lustige Art und Weise bewusst ein positives Signal im Pflegeprogramm. Ständig unter Stress stehendes und oft unterbesetztes Personal, schlechte Pflegebedingungen und vereinsamte oder vernachlässigte Bewohner – das sind die Probleme, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden und gegen die gut geführte Seniorenzentren tagtäglich erfolgreich ankämpfen. Pflege muss nicht zwangsläufig negativ besetzt sein. Ganz im Gegenteil: Es gibt sehr viel Schönes, Heiteres und Humorvolles in der Pflege.
Die Pflegeclowns
„Humor in der Pflege“ ist dabei ein wichtiges Stichwort. Gerade im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen spielen so genannte Pflegeclowns eine große Rolle. Durch den Einsatz derer erleben Bewohner heitere Momente, durch die sich ein dementer Zustand mitunter sogar verbessern kann. Denn gerade für Senioren und dementiell veränderte Menschen ist Lachen ein guter Weg aus Einsamkeit, Depression und Krankheit. So regen Clowns beispielsweise zu körperlichen Aktivitäten, zum gemeinsamen Spielen und Singen und zu positiven Erlebnissen an.
Die Geschichte vom spuckenden Lama
Eine, die weiß wovon Sie spricht, ist Vera Apel-Jösch, Leiterin der Westerwälder Clown Doktoren. In einem überaus interessanten Vortrag berichtete sie auf einem Fachtag von sich selbst und der Clownin in sich. Sie erzählte Lustiges, Sensibles und auch Anrührendes aus ihrem Alltag. So berichtete sie zum Beispiel von einem dementen Herren, mit dem sie gemeinsam eine Tiershow im Fernsehen sah, der aber kein Wort mit ihr sprechen wollte. Als auf dem Bildschirm ein Lama zu sehen war, kam die Clownin in Frau Apel-Jösch durch und sie sagte: „So eins hat mir mal direkt auf die Zwölf gespuckt.“ Da war das Eis gebrochen – und das auf äußerst humorvolle Art. „Frau Apel-Jösch hat uns ein tieferes Verständnis zum Clown-Sein vermittelt und dazu ihre Philosophie dargelegt. Der Clown ist in unseren Seniorenzentren nicht allein dazu da, um lustig zu sein, sondern erreicht mit viel Empathie und Kreativität verschüttet geglaubte Bereiche, gibt Impulse für neues intensives Erleben“, so Andreas Zels, Geschäftsführer des Bezirksverbandes der AWO Rheinland, die bereits Pflegeclowns in 7 von ihren insgesamt 14 Seniorenzentren einsetzen.
Schwierige Situationen entschärfen
Einer der ebenfalls bestätigt, dass Humor zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt, ist Prof. Dr. Dr. Rolf Dieter Hirsch, ausgebildeter Mediziner, Psychologe und Gerontologe. Er trotzt in seinem Vortrag der Demenz mit Humor und entschärft schwierige Situationen mit einem Lachen – manchmal herzhaft, motivierend oder spielerisch aber immer behutsam. „Prof. Hirsch hat viele Möglichkeiten angedeutet, wie durch angewandten Humor das Leben und Arbeiten mit pflegebedürftigen Menschen für Betroffene, Angehörige und Mitarbeiter neue sinnstiftende Zusammenhänge ermöglicht. In einem überregulierten Pflegemarkt ist Humor ein wichtiges Mittel, um den Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.“, so Zels. Realitätsverlust sollte nicht nur als etwas Furchtbares angesehen werden. Gemeinsam über schwierige Situationen Lachen zu können ist ein Geschenk des Himmels.
Hier erhalten Sie weitere Informationen zu den Pflegeclowns.