Assistenzsysteme : Selbstbestimmt zu Hause leben

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Assistenzsysteme in der Wohnung unterstützen Familien im Alltag und geben ihnen Sicherheit. Bild: Cathy Yeulet – 123rf.com

Sie wollen auch im Alter selbstbestimmt leben? Dann sind vielleicht sogenannte Assistenzsysteme genau das Richtige für Sie.

Der offene Wasserhahn, die vergessene Medikamenteneinnahme oder der Herd, der nicht abgeschaltet wurde. Viele Senioren kämen im Alltag gut alleine zurecht, wären da nicht vereinzelte Gedächtnislücken, die schnell zu einer Gefahrensituation heranwachsen können. Ein Sturz in der Wohnung, der unbemerkt bleibt, kann für ältere Menschen sogar lebensbedrohlich sein. Bei den besorgten Angehörigen wächst dementsprechend der Gedanke, dass ihre Eltern oder Großeltern möglicherweise nicht mehr sicher alleine wohnen können. Gleichzeitig wissen sie, wie schwer es für ihre Angehörigen wäre, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen und damit auch ihr selbstbestimmtes Leben ein Stück weit aufzugeben. Die Diskussionen innerhalb der Familie zu diesem Thema verlaufen häufig ohne Ergebnis und Entscheidungen werden so lange wie möglich hinausgeschoben. Dabei lohnt es sich, nach Alternativen zu suchen, die für beide Seiten akzeptabel sind. So könnte etwa der Einsatz von moderner Sensor-Technik eine Lösung sein: ein intelligentes Assistenz- und Warnsystem, das Senioren im Alltag unterstützt und bei möglichen Gefahren die Angehörigen benachrichtigt.

Fachleute sprechen hierbei von Ambient Assisted Living (AAL) und meinen damit innovative Technologien, die ein selbstbestimmtes und aktives Leben auch im hohen Alter unterstützen. Im Wesentlichen wird die zunehmende Entwicklung von AAL-Technologien durch den demographischen Wandel vorangetrieben. Ebenfalls motiviert wird AAL durch die Tendenz zum Alleinleben sowie steigende Ansprüche an die Lebensqualität auch im hohen Alter. AAL-Technologien ermöglichen es, den steigenden Komfort- und Sicherheitsbedürfnissen im Alter besser gerecht zu werden sowie die Kommunikation und Integration im sozialen Umfeld zu erleichtern.
„Bei der Entwicklung intelligenter Wohnlösungen für Senioren geht es vornehmlich darum, Produkte herzustellen, die sich individuell an die Nutzer und ihre Lebensumstände anpassen, leicht zu bedienen und darüber hinaus auch noch bezahlbar sind“, erklärt Tim Lange, Vorstand der casenio AG aus Berlin. „Dann können AAL-Technologien vielen Menschen ein längeres Verbleiben in ihrem Zuhause ermöglichen und gleichzeitig auch Angehörigen und Pflegenden Erleichterung und mehr Sicherheit verschaffen.“

Erinnern, warnen, Hilfe holen

Das wohl bekannteste AAL-System ist das klassische Hausnotrufsystem. Ältere oder pflegebedürftige Menschen, die allein zu Hause leben, können über ein Notrufgerät, das sie z. B. am Handgelenk tragen, per Knopfdruck schnell Kontakt mit einer Meldezentrale aufnehmen, die weitere Hilfe organisieren kann. Das setzt allerdings voraus, dass die betroffene Person in der Lage ist, einen Notruf auszulösen.

Darüber hinaus gibt es inzwischen auch sensorgestützte Alarm- und Warnsysteme, die weit über eine reine Notruf-Funktion hinaus im Alltag unterstützen und bei Gefahrensituationen warnen können. Individuell zusammengestellte Sensoren werden entsprechend der Bedürfnisse und der Lebenssituation der Bewohner in der Wohnung installiert: Sensoren an der Tablettenbox etwa registrieren, wenn die Medikamente nicht zum regulären Zeitpunkt entnommen wurden. Außerdem gibt es Herdsensoren, die kritische Temperaturen erkennen oder solche in Bad und Küche, die registrieren, ob das Wasser zu lange fließt oder gar überläuft.

Außerdem lässt sich über weitere Sensoren feststellen, ob es Aktivität in der Wohnung gibt, das Bett auffällig lange nicht belegt war oder die Wohnung verlassen wurde. Zudem erkennen diese Systeme auch untypische Zustands- und Situationsveränderungen im Zusammenwirken mehrerer Ereignisse. Wird beispielsweise die Wohnung verlassen, während der Wasserhahn weiterläuft oder das Fenster noch offen steht, schickt das System eine Warnung. Die Sensoren übertragen sämtliche Informationen per Funk an eine Hauszentrale und von dort verschlüsselt an ein Rechenzentrum, wo sie mit den dort hinterlegten Daten zu den Gewohnheiten des Bewohners abgeglichen werden. Auf diese Weise können mögliche Gefahrensituationen schnell erkannt und ein Alarm ausgelöst werden.

Der Rund-um-die-Uhr-Assistent

In der ersten Alarmstufe wird zunächst der Bewohner oder die Bewohnerin mit einem akustischen und/oder visuellen Signal auf die Situation aufmerksam gemacht. Jetzt hat der Bewohner Gelegenheit zu reagieren. Durch Berühren des Bildschirms der in der Wohnung platzierten Hauszentrale erklärt er, dass alles in Ordnung ist und dass er die Situation selbst meistern kann. Bei Nichtreagieren wird die nächste Alarmstufe aktiviert. In der Regel werden nun die vom Bewohner zuvor bestimmten Personen (Angehörige, Pflegedienst oder sonstige Betreuer) über die ungewöhnliche Situation informiert. Diese können nun direkt Kontakt mit dem Bewohner aufnehmen, indem sie die Freisprechfunktion der Hauszentrale nutzen. Falls erforderlich, lässt sich schnellstmöglich weitere Hilfe organisieren.

Dieser „gute Geist“ in der Wohnung gibt sowohl den Bewohnern als auch den Angehörigen ein Gefühl von gesteigerter Sicherheit und unterstützt gleichzeitig Menschen mit Assistenzbedarf bei einem selbstbestimmten Leben in den eigenen vier Wänden.

Die AAL-Technik würde Ihr Leben oder das eines Angehörigen maßgeblich erleichtern? Dann finden Sie hier nähere Informationen zu den Möglichkeiten und zum Anbieter.