Assistenzsysteme : Für mehr Unabhängigkeit im Alter

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Elfriede Steenken möchte möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben – so wie viele Senioren heute. Assistenzsysteme helfen dabei. Bild: Privat

Intelligente Assistenzsysteme warnen vor Gefahren und unterstützen bei der Messung und Kontrolle von Vitalfunktionen.

Sie arbeitet gerne im Garten, telefoniert oft mit ihren Freundinnen und freut sich, wenn ihre Kinder, Enkel und Urenkel sie besuchen kommen. Denn wie immer mehr Senioren ist auch Elfriede Steenken selbst mit ihren 89 Jahren noch immer sehr aktiv. Und sie wohnt weiter in dem Haus in Oldenburg, das sie früher mit der Familie und bis vor sechs Jahren noch zusammen mit ihrem Mann bewohnt hat.

Doch sie macht sich auch Sorgen, was eigentlich passieren würde, wenn sie stürzt oder eines Morgens mal zu schwach ist um aufzustehen. Die findige Seniorin hat daher mit ihrer Nachbarin verabredet, dass diese sofort herüberkommt und nach dem Rechten sieht, wenn Elfriede Steenken nicht spätestens morgens um sieben das Rollo in ihrem Schlafzimmer hochgezogen hat. Dennoch bleibt die Angst, zum Beispiel tagsüber in der Küche zu stürzen, ohne dass jemand es mitbekommt, oder die Einnahme wichtiger Medikamente zu vergessen.

Auch ihre Kinder machen sich Gedanken: „Als Angehöriger will man ja sicherstellen, dass es den Eltern oder Großeltern gut geht – auch wenn man nicht täglich selbst nach dem Rechten sehen kann“, sagt der 67-jährige Sohn der Seniorin. „Mein Bruder und ich fragen uns natürlich schon, ob unsere Mutter überhaupt noch sicher alleine zu Hause leben kann. Gleichzeitig wissen wir auch, dass es sehr schwer für sie wäre, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen, um in ein Seniorenheim zu ziehen und damit auch ihr selbstbestimmtes Leben ein Stück weit aufzugeben.“

Länger unabhängig dank technischer Helfer

Eine Lösung für solche Fälle kann der Einsatz von Ambient Assisted Living-Technologien (AAL) sein. Diese „intelligenten“ Assistenz- und Warnsysteme können Senioren – aber nicht nur die – zunehmend im Alltag unterstützen, vor möglichen Gefahren warnen und auf Wunsch Angehörige oder einen Pflegedienst benachrichtigen. Die technischen Möglichkeiten gehen dabei weit über eine reine Notruf-Funktion hinaus.

Sensoren an einer Tablettenbox etwa registrieren es, wenn diese geöffnet wird – über ein AAL-System lässt sich dann prüfen, ob Medikamente zur regulären Zeit eingenommen werden. Ein Bettsensor stellt fest, ob ein Bett belegt ist – das AAL-System kann dann Angehörigen melden, ob jemand ungewöhnlich lange im Bett liegt. Lassen sich Messgeräte für Vitalfunktionen in das System integrieren, können die Senioren auch sehr selbstständig beispielsweise ihren Blutdruck oder ihre Blutzuckerwerte messen und bei Vergessen daran erinnert werden. Gleichzeitig können Angehörige aus der Ferne kontrollieren, ob die Werte in Ordnung sind und bei Auffälligkeiten mit Oma oder Opa einen Arzt aufsuchen.

Umzug ins Pflegeheim hinausschieben

Außerdem lässt sich über Sensoren feststellen, ob sich ungewöhnlich lange niemand in der Wohnung bewegt, die Haustür sehr lange offen steht oder das Wasser im Bad überläuft. Besonders weit entwickelte Systeme können auch feststellen, welche per se harmlosen Situationen in Kombination eine Gefahr darstellen – zum Beispiel, wenn ein Alleinlebender das Haus verlässt, während der Herd noch an ist oder der Wasserhahn noch läuft. Es macht den Bewohner auf das Problem aufmerksam und benachrichtigt bei Bedarf einen Angehörigen, einen Nachbarn oder die zuständigen Pflegekräfte.

AAL-Technologien ermöglichen somit vielen Menschen ein längeres Verbleiben in ihrem Zuhause und verschaffen gleichzeitig auch Angehörigen und Pflegenden Erleichterung und mehr Sicherheit. Der Umzug ins Pflegeheim kann sich dank solcher Systeme oft vermeiden oder zumindest deutlich hinauszögern lassen.

Intelligentes Assistenzsystem kommuniziert per Funk

Ein solches Assistenzsystem, das mit verschiedenen Sensoren arbeitet, kabellos installiert werden kann und während der Nutzung „dazulernt“, hat eine Berliner Firma entwickelt. Die Sensoren übertragen sämtliche Informationen per Funk an eine Hauszentrale und von dort verschlüsselt an ein Rechenzentrum, wo sie mit den dort hinterlegten Daten zu den Gewohnheiten des Bewohners abgeglichen werden. Auf diese Weise können mögliche Gefahrensituationen schnell erkannt und ein Alarm ausgelöst werden.

Im Prinzip steckt also die gleiche Idee dahinter wie beim Rollo von Elfriede Steenken: Das System gibt Auskunft darüber, ob alles in Ordnung ist oder nicht. „Allerdings kann ein intelligentes Assistenzsystem eben sehr viele Situationen erkennen und bewerten und differenziert kommunizieren“, sagt Tim Lange, Vorstand der casenio AG. „So warnt casenio in Gefahrensituationen zunächst den Nutzer. Dieser kann dann durch Berühren der Hauszentrale signalisieren, dass alles in Ordnung ist beziehungsweise er selbst in der Lage ist, das Problem zu lösen. Passiert dies nicht, werden nach einer zuvor festgelegten Zeitspanne die gewünschten Kontaktpersonen informiert.“

Baukastenprinzip von Vorteil

Fazit: Immer mehr Senioren wollen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben. Neue Technologien bieten ihnen dabei umfangreiche Hilfestellung. Da es mittlerweile allerdings viele und in Funktionsumfang und Preis sehr unterschiedliche AAL-Systeme gibt, sollte man sich vor der Anschaffung gut überlegen, welche Funktionen man braucht. Besonders praktisch sind Assistenzsysteme, die nach dem Baukastenprinzip an die jeweilige Lebenssituation anpassbar und bei Bedarf individuell erweiterbar sind.

Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten erfahren wollen, die intelligente Assistenzsysteme bieten, können Sie sich hier darüber informieren.