Pflege im eigenen Zuhause : Burnout – wenn pflegende Angehörige selbst Hilfe brauchen

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Wer einen Angehörigen zuhause pflegt, kennt die psychische Belastung, die mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe einhergeht. ©sherry | Freepik.com

Wie kann geholfen werden, wenn pflegende Angehörige durch dauerhafte Überbelastung plötzlich selbst auf Hilfe angewiesen sind?

Aktuell sind circa 4,1 Millionen Menschen als pflegebedürftig registriert und in etwa 4 von 5 Fällen findet die Pflege durch Angehörige im eigenen Zuhause statt. Nur ein Bruchteil der Betroffenen nimmt die Unterstützung von Alltagsbegleitern oder ambulanten Pflegediensten in Anspruch. Überraschende Zahlen, wenn man bedenkt, welcher Spagat zwischen Pflege, Beruf, Familie und eigenem Haushalt gemeistert werden muss!

Generell ist die Bereitschaft, die Pflege von Angehörigen selbst zu übernehmen, sehr zu begrüßen. Doch bringt diese Entscheidung nicht nur eine große Umstellung im Leben mit sich – sie kann auch auf Dauer zur Belastung werden. Der Pflegeeinsatz ist jeden Tag aufs Neue gefragt, „freie Tage“ fallen somit weg – und das auf unabsehbare Zeit, oft über viele Jahre. Hier heißt es, Vorsorge zu treffen, um nicht in eine Burnout-Abwärts-Spirale zu gelangen und selbst zum Hilfebedürftigen zu werden.

Warum zu Hause pflegen?

Zu Hause fühlt sich jeder Mensch am wohlsten und die meisten pflegebedürftigen Menschen wünschen sich, in ihrem vertrauten Heim versorgt zu werden. Die Pflege eines Angehörigen kann für beide Seiten eine sehr erfüllende Erfahrung sein, welche die Familie näher zueinander bringt. Man schätzt die wertvolle Zeit, die man gemeinsam verbringen kann und man kann sich sicher sein, dass alles dem eigenen Anspruch Genüge tut. Niemand weiß, wie viel Zeit einem noch mit seinem geliebten Familienmitglied bleibt, und man möchte diese natürlich so gut wie möglich gemeinsam nutzen. Oder aber man möchte die Fürsorge zurückgeben, die man von seinen Angehörigen zu anderer Zeit erfahren hat.

Wenn die Alltagsbegleitung zur unüberwindbaren Hürde wird

Zur Pflege eines Angehörigen gehört mehr als nur die reine körperliche Pflege, zu der – je nach Pflegegrad – professionelles Pflegepersonal zur Seite gestellt wird. Unser heutiger Alltag ist in der Regel eng strukturiert und neben der Arbeit, der regulären Hausarbeit, der eigenen Familie und täglichen Aufgaben bleibt oft wenig Zeit, die man sich selbst widmen und in der man für sein eigenes Wohlergehen sorgen kann.

Wer selbst einen Angehörigen pflegt, hat allein damit schon mehr als einen Vollzeitjob und die Anforderungen können schnell zu viel werden. Das schlägt sich negativ auf die gesamte Situation nieder und keiner der Beteiligten fühlt sich damit wohl. Müdigkeit, Gereiztheit und eine negative Grundeinstellung sind oft die Folge – eine Abwärtsspirale, die viel zu oft in einem Burnout endet.

Burnout: Schleichende Gefahr für pflegende Angehörige

Krankheiten haben meist eine lange Vorgeschichte – auch gesellschaftlich. Zu weit verbreiteten Erschöpfungszuständen wie beim Burnout-Syndrom kam es schon während der Industrialisierung. Zu einer Zeit also, als sich – wie heute – die Arbeitsbedingungen und Lebensumstände dramatisch wandelten.

„Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben.“

Der Begriff „Burnout“ wurde 1974 von dem Psychoanalytiker Freudenberg eingeführt und beschrieb das Symptom als eine Folge von übermäßigem Stress in Berufen mit hoher emotionaler Belastung, bei Ärzten, Krankenschwestern und Lehrern. Besonders in der Pflege von Angehörigen ist das Burnout-Syndrom weit verbreitet. Sie haben neben der Aufgabe der Pflege auch einen emotionalen Bezug zu der zu pflegenden Person, persönliche Ansprüche an die Umsetzung der Pflege und erlauben sich selbst kaum bis gar keine Zeit zur Erholung.

Die Warnzeichen: Wenn Pflegende selbst Hilfe benötigen

Zufolge der Studie einer gesetzlichen Krankenkasse macht dauerhafte häusliche Pflege die pflegenden Angehörigen nachweislich krank. Körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen sind weit verbreitet, jedoch sind die psychischen Erkrankungen durch die Dauerbelastung weitaus dramatischer. Von Außenstehenden meist erst spät erkannt und seine eigenen Symptome nicht ernst nehmend, leiden Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, etwa dreimal so häufig an Depressionen wie der Rest der Bevölkerung und haben ein weitaus höheres Risiko, auszubrennen.

Psychische Symptome, unter anderem:

  • Antriebslosigkeit, Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung
  • Zunehmender Verlust der Freude, auch an den liebsten Dingen
  • Erdrückendes Gefühl der Überforderung
  • Verlust der Belastbarkeit
  • Innerliche Leere
  • Angstzustände und / oder Panikattacken
  • Fortlaufende Selbstzweifel
  • Gleichgültigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Nervosität
  • Leistungsabfall
  • Permanente Anspannung
  • Gesteigerte Aggressivität und Gereiztheit (in vielen Fällen sich selbst gegenüber)
  • Depressionen
  • Verlust der Fähigkeit, sich zu erholen
  • Zunehmende Suchtgefährdung

Körperliche Symptome, unter anderem:

  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Magenschmerzen
  • Vernachlässigung der eigenen Person, insbesondere aber nicht nur des äußeren Erscheinungsbildes

Dem Pflege-Burnout vorbeugen: Hilfe und Prävention

Vorsorge ist immer besser als Nachsorge. Das gilt insbesondere für das Burnout-Syndrom. Doch wie genau kann man einem drohenden Burnout durch die immense Zusatzbelastung durch die Pflege von Angehörigen entgehen? Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, wieder zur Leichtigkeit des Lebens zurückzufinden.

Flexible Unterstützung
Sobald Sie die ersten Warnzeichen erkennen, sollten Sie sich möglichst sofort wenigstens für ein paar Tage aus dem Alltagsgeschehen herausziehen und sich nach einer flexiblen Möglichkeit der Unterstützung umschauen.

Erholungsurlaub
Gönnen Sie sich einen Erholungsurlaub mit viel Bewegung an der frischen Luft, lassen Sie die Seele baumeln und lassen Sie Langeweile zu, denn sie kann sehr heilsam sein. Sorgen Sie für diese Zeit dafür, dass Ihre Angehörigen in guten Händen sind und Sie auch wirklich abschalten können.

Professionelle Hilfe
Ebenfalls empfehlenswert ist die Unterstützung durch eine gute Psychotherapie und / oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Diese investierte Zeit wird sich für Sie lohnen, denn häufig eröffnen sich dadurch neue Perspektiven, wie Sie sich selbst und den zu Pflegenden besser gerecht werden können.

Ein Perspektivwechsel hilft dabei, gemeinsam zu überlegen, wie auch Zuhause für Entlastung gesorgt werden kann.

Alltagsbetreuung Raum Kaiserslautern und Donnersbergkreis

Ihr Alltagsnavigator bietet Ihnen die Unterstützung, Ihre Angehörigen in ihrem Haushalt zu betreuen und zu begleiten. Geschulte Alltagsbegleiter unterstützen Ihre pflegebedürftigen Angehörigen bei Haushalt, Erledigungen, Aktivitäten und leisten ihnen wertvolle Gesellschaft. Wertschätzung steht an oberster Stelle. So können Sie in der Betreuung Ihrer Angehörigen Freiraum für sich selbst schaffen, denn: Wehret den Anfängen und nehmen Sie Warnzeichen ernst. Nur wer sich selbst hilft, kann langfristig auch anderen helfen. Alltagsbegleitung kann bei den Pflegekassen eingereicht und abgerechnet werden.