Volkskrankheit Grüner Star : Früherkennung kann Augenlicht retten

  • -Aktualisiert am

Beim Grünen Star droht schleichende Erblindung. ©user20678629 | Freepik.com

Beim Grünen Star droht schleichende Erblindung. Neben der frühzeitigen Diagnose können moderne minimalinvasive Therapien helfen, die Sehkraft zu erhalten.

Die Augen gehören zu den wichtigsten Sinnesorganen. Deshalb ist die Vorstellung zu erblinden für viele beängstigend. Doch genau das kann beim Grünen Star, auch Glaukom genannt, drohen. Bei dieser Erkrankung kann der Sehnerv so stark geschädigt werden, dass das Augenlicht verloren geht. Doch so weit muss es nicht kommen. Das bestätigt auch der Düsseldorfer Augenexperte Dr. med. Karsten Klabe und macht Betroffenen Hoffnung: „Eine Glaukomerkrankung ist zwar nicht heilbar, aber oft gut behandelbar.“ Ursache dieser Sehnerv-Schädigung kann ein erhöhter Augeninnendruck sein. Er entsteht, wenn sich zum Beispiel in der vorderen Augenkammer mehr Augenwasser bildet als ablaufen kann. Durch den daraus resultierenden erhöhten Druck kann die gesamte Blutversorgung des Auges gestört werden.

Glaukom auf dem Vormarsch

Schon heute gilt das Glaukom mit über 920.000 Betroffenen in Deutschland als Volkserkrankung.¹ Da sie anfangs häufig unbemerkt verläuft, könnte die Dunkelziffer möglicherweise deutlich höher sein – die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) schätzt sie in den Industrienationen auf ca. 50 Prozent.² Die Häufigkeit des Glaukoms nimmt mit dem Lebensalter zu. Die DOG geht deshalb davon aus, dass die Zahlen mit dem demografischen Wandel steigen werden.

Tückische Erkrankung

Selbst wenn es nicht zu einer Erblindung kommt, ist die Gefahr für irreversible Schäden groß, weiß Dr. Klabe: „Bis zum fortgeschrittenen Stadium zeigt das Glaukom wenig bis keine Symptome.“ Typisch ist, dass der Patient von seiner Erkrankung erst einmal nichts bemerkt, da die Augen im Zusammenspiel mit dem Gehirn den entstandenen Sehverlust anfangs weitestgehend ausgleichen können. Betroffene nehmen den Sehverlust oft erst im fortgeschrittenen Stadium wahr. Dies macht das Glaukom zu einer heimtückischen Erkrankung. Treten bereits Gesichtsfeldausfälle auf oder liegt sogar eine reduzierte Sehschärfe vor, ist sie schon sehr weit fortgeschritten. „Die Schäden durch eine Glaukomerkrankung sind irreparabel – daher ist der Wert der Früherkennung nicht hoch genug einzuschätzen“, sagt Dr. Klabe. Wird der Grüne Star frühzeitig diagnostiziert, kann die Sehkraft meistens erhalten werden.

Mehrere Therapiemöglichkeiten

Für die Therapie des Glaukoms gibt es unterschiedliche Methoden:

  • Augentropfen: Viele Patienten erhalten nach der Erstdiagnose eines Glaukoms zunächst Augentropfen. Allerdings zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass im Schnitt etwa 45 Prozent der Betroffenen die medikamentöse Therapie nicht regelmäßig anwenden.3, 4
  • Herkömmliche Eingriffe: Trabekulektomie und Laser-Trabekulektomie sind Methoden, bei denen durch einen klassischen chirurgischen Eingriff oder mithilfe von Laser-Chirurgie das Augenwasser wieder abfließen kann. Die Nachteile: Bei der Trabekulektomie besteht ein gewisses Risiko für Infektionen und Vernarbungen. Die Lasertherapie hingegen hält in der Regel nur eine begrenzte Zeit an.
  • Innovative Verfahren: Eine Alternative zu den herkömmlichen Verfahren ist die minimalinvasive Glaukomchirurgie, die sogenannte MIGS (engl.: minimally invasive glaucoma surgery). Dabei sorgt ein Mikroimplantat für die Ableitung des Kammerwassers. Das Einsetzen von Mikroimplantaten ist wie jeder Eingriff mit Risiken verbunden.
XENGelimplantat ist ein kleines, weiches Röhrchen, welches dazu vorgesehen ist, den Augeninnendruck bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom zu reduzieren, nachdem frühere medizinische Behandlungen fehlgeschlagen sind. ©Allergan – an AbbVie company

Zeitgemäße Therapie: Mikroimplantate

Wenn Medikamente in Form von Augentropfen nicht zum Erfolg führen, kann die minimalinvasive Glaukom-Chirurgie (MIGS) eine Therapieoption sein. Dabei kommen innovative Mikroimplantate wie das XENTM Gelimplantat zum Einsatz. Das winzige Implantat in Form eines nur 6 mm langen weichen Röhrchens wird unter die Bindehaut im Auge eingesetzt. Dort kann es das Kammerwasser ableiten, der Druck im Augeninneren kann gesenkt werden. „Nach einem minimalinvasiven Eingriff kann fast die Hälfte der behandelten Patienten dauerhaft auf Medikamente verzichten“, berichtet Dr. Klabe. „Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich die Betroffenen in der Regel schnell von dem Eingriff erholen, weil das Gewebe weniger verletzt wird als bei den klassischen chirurgischen Methoden. Das XENTM Gelimplantat eignet sich insbesondere für Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom, deren Augeninnendruck zu hoch ist, obwohl sie Glaukom-Augentropfen verwenden.

Ab 50 regelmäßig zum Augenarzt

Da Betroffene erste Anzeichen oft nicht wahrnehmen, empfiehlt Dr. Klabe ab einem Alter von 50 Jahren einen regelmäßigen Check beim Augenarzt. Liegen Risikofaktoren wie Glaukome in der Familie oder hohe Kurz- bzw. Weitsichtigkeit vor, sollten regelmäßige Augenarztbesuche schon früher erfolgen. „Der Augenarzt verfügt über die entsprechende Diagnostik, das Glaukom und den Krankheitsverlauf sicher, schmerzfrei und schonend zu beurteilen. Bei der präventiven Augenkontrolle sollte auch die Messung des Augeninnendrucks und der Hornhautdicke durchgeführt werden.“

Wichtig ist es zudem, auf erste Krankheitszeichen zu achten. Frühe Symptome können Betroffene oft nicht richtig einordnen – etwa, wenn sie an einer engen Tür hängen bleiben oder beim Einparken mit dem Auto Gegenstände übersehen. Im schlimmsten Fall können sogar Fußgänger oder andere Verkehrsteilnehmer „aus dem Blickfeld geraten“ und zu Schaden kommen.

Auch im Alltag lässt sich die Augengesundheit unterstützen.Im Sommer und beiintensivem Sonnenlicht schützen qualitativ hochwertige Sonnenbrillen vor schädigender UV-Strahlung.⁵ Außerdem sollte auf das Rauchen verzichtet werden, da Nikotindie Nervenzellen von Netzhaut und Sehnerv schädigt und die Blutgefäße verengt. Das kann sich negativ auf die Durchblutung des Auges auswirken.⁶

Fazit:

Früherkennung kann dazu beitragen, dass ein Glaukom frühzeitig behandelt und eine Erblindung verhindert wird. Moderne innovative Behandlungsmethoden ermöglichen es, die Lebensqualität Betroffener zu erhalten.


1) https://www.woche-des-sehens.de/infothek/zahlen-und-fakten/augenkrankheiten-zahlen-fuer-deutschland/ (zuletzt aufgerufen am 15.02.2021)

2) Stellungnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft zur Glaukomvorsorge https://www.dog.org/wp-content/uploads/2009/08/Glaukomvorsorge-Stand-August-20121.pdf (Zugriff am 11.02.2021)

3) Okeke C et al. Ophthalmology 2009; 116:191-199

4) Tsai JC Curr Opin Ophthalmol 2006; 17(2):190-5

5) DOG: Sonnenschutz ist öffentliche Angelegenheit. Augenärzte empfehlen Schattenplätze und Sonnenbrille https://www.dog.org/wp-content/uploads/2017/02/PM-DOG_Sonnenschutz_neu_F.pdf (Zugriff am 11.02.2021)

6) Nita M et al. Curr Pharm Des 2017;23(4):639-654