Von der Nächstenliebe zur Profession : Gute Qualifikation – noch bessere Pflege

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Bild: VdS/Michael Handelmann

Neue Aufgaben in der Pflege bieten neue Chancen und professionalisieren damit einen Berufsstand der sich auch in Zukunft berufen fühlen wird.

Die moderne Gesellschaft wird älter, chronische Krankheiten und Multimorbidität nehmen vermehrt zu. Die Pflegefachkräfte werden immer häufiger mit komplexen Versorgungslagen konfrontiert. Daher ist es wichtig, dass in modernen Gesundheitseinrichtungen die pflegerische Versorgung nicht allein auf pflegerische Maßnahmen konzentriert ist. Es besteht in zunehmendem Maße eine gezielte Verbindung von Pflege, Prävention, Kuration und Rehabilitation. Um diese wachsenden Aufgaben bewältigen zu können, gibt es zahlreiche Fort- und Weiterbildungen als Qualifikationsmaßnahmen sowie pflegespezifische Studiengänge. Pflege fristet schon lange kein Schattendasein mehr und braucht sich nicht vor anderen Berufen zu verstecken.

Wachsende Anforderungen: Generalistische Pflegeexpertise gefragt

Die Anforderungen an den Pflegeberuf wachsen. Denn: Pflegekräfte werden künftig verstärkt klinische, edukative und versorgungssteuernde Funktionen auf Basis evidenzbasierten Wissens übernehmen. Gleichzeitig wird sich die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen intensivieren. Notwendig für Pflegefachkräfte sind heute übergreifende Kompetenzen wie Fallverständnis, Case Management, Beratung und Begleitung sowie fachlich-spezifisches Wissen. Dazu bedarf es erweiterter Kompetenzen, aber auch einer höheren Qualifikation.

Dies schlägt sich bereits in der pflegerischen Ausbildung nieder. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich diese in den letzten Jahren gewandelt hat: von der reinen Inhalts- zur Kompetenzorientierung. Im Zentrum der pflegerischen Ausbildungen von heute steht das Erlangen von pflegeberuflichen Handlungskompetenzen.

Dennoch: Das Hauptaugenmerk der beruflichen Ausbildung zur Pflegefachkraft sollte noch stärker als bislang in einer breit angelegten Ausbildung liegen, die auf die Pflege von Menschen aller Altersgruppen in unterschiedlichen Pflege- und Lebenssituationen ausgerichtet ist: Die Rede ist hier von einer generalistischen Ausbildung, mit der die Auszubildenden verschiedene pflegeberufliche Handlungsfelder und damit die gesamte Breite des pflegerischen Verantwortungsbereiches kennenlernen. Da sie jedoch nicht jede Pflegesituation in jeder Altersstufe kennenlernen und üben können, erbringen die „generalistischen“ Auszubildenden durch die erworbenen Kompetenzen professionelle Analyse- und Transferleistungen. Gleichwohl besteht darüber hinaus auch Bedarf an zahlreichen Spezialisierungen – bis hin zu neuen Berufsprofilen.

Doch dies sind Zukunftsvisionen, denn eine Reform der pflegerischen Ausbildung steht noch aus und muss von der Politik in der kommenden Legislaturperiode mit Nachdruck weiter verfolgt werden. Der Föderalismus in der Bildungspolitik und die bei einer Zusammenführung der Ausbildungsberufe betroffenen zwei Sozialgesetzbücher – Krankenpflege (SGB V) und Altenpflege (SGB XI) – tun ihr übriges dazu, die Situation weiter zu verschärfen. Die generalistische Ausbildung bietet aus Sicht des Verbandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuzes e.V. (VdS) die Chance, den Beruf zu modernisieren und zu flexibilisieren. Es müssen aber endlich verbindliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Modulares Berufslaufbahnkonzept trägt den gestiegenen Anforderungen Rechnung

Der Verband der Schwesternschaften vom DRK ist der Fachverband für professionelle Pflege innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes und hat als Antwort auf das gestiegene Anforderungsprofil an die Pflegeberufe und die zunehmende Komplexität von Pflegesituationen – und als Maßnahme zur aktiven Nachwuchsförderung in der professionellen Pflege – ein modular aufgebautes Berufslaufbahnkonzept erarbeitet. Je nach Bildungsvoraussetzung werden unterschiedliche Wege in den Pflegeberuf eröffnet. Die akademische Ausbildung wird sich neben der beruflichen Ausbildung etablieren, kann und soll diese jedoch nicht dauerhaft ersetzen.

Aktuell existieren in Deutschland rund 40 grundständig pflegeberufsausbildende Studiengänge, 55 weiterbildende Bachelor-Studiengänge, mehr als 30 weiterbildende Master-Studiengänge und drei Studiengänge, die zur Promotion führen.*  Die Zeiten sind vorbei, in denen eine weiterführende Qualifizierung der Pflege „nur“ im Rahmen von Weiterbildungskursen und Fortbildungen stattfand. Auch dieser Entwicklung trägt das Berufslaufbahnkonzept des VdS Rechnung, denn der Bachelor- und Master-Abschluss ist auch hier vorgesehen. Der Verband der Schwesternschaften vom DRK empfiehlt, dass mindestens 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs in den Gesundheitsfachberufen an Hochschulen gehen sollen, um sich für die immer komplexer und anspruchsvoller werdenden Aufgaben in der Pflege vorzubereiten. „Mit diesem Konzept leistet der Verband der Schwesternschaften vom DRK einen qualitativen Beitrag zur Nachwuchsförderung in den Pflegeberufen und trägt selbst zur bedarfsgerechten Steigerung in der Qualität in der pflegerischen Versorgung bei“, erklärt die Präsidentin des Verbandes, Generaloberin Brigitte Schäfer, das Konzept.