Mehr als ein Notrufknopf : Hilfesysteme: Zuhause einfach sicherer sein

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Planen vorausschauend: Klaus und Lenchen Schmitt vor ihrem Haus in Oldenburg. Bild: privat

Eigenständig Hilfe rufen, den Herd abschalten und an die Blutdruckmessung erinnern: Hilfesysteme können mittlerweile viel und müssen nicht mehr teuer sein.

Seit Lenchen und Klaus Schmitt nicht mehr arbeiten, befinden sie sich – wie viele Rentner in Deutschland – im „Unruhestand“. Die 68-Jährige leitet mehrmals im Monat Gästeführungen, ihr Mann ist Testnutzer für elektronische Geräte, beide fahren gerne und viel Fahrrad und gehen mehrmals wöchentlich ins Fitness-Studio. Vor drei Jahren sind sie zudem vom Landkreis in die Stadt Oldenburg gezogen, um hier langfristig von der besseren Infrastruktur zu profitieren.

„An unseren eigenen Eltern – meine Schwiegereltern lebten in der Stadt, meine Eltern wohnen auf dem Land – sehen wir, welche Vorteile es im Alter hat, Ärzte, Einkaufszentren und Kultureinrichtungen mit dem Rad, zu Fuß und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können statt nur mit dem Auto“, erzählt Lenchen Schmitt. „Auch unser neues Haus ist toll: Wir haben alle wichtigen Räume im Erdgeschoss und ein barrierefreies Bad – aber trotzdem schauen wir uns derzeit um, wie wir unser Heim langfristig noch seniorengerechter machen können.“

Vergessen, den Herd abzuschalten?

Vor einigen Monaten hatte sich das Ehepaar auf der Messe „Bremer Seniorentage“ unter anderem über technische Alltagshilfen informiert – beide waren erstaunt, was intelligente Hilfesysteme zuhause mittlerweile alles möglich machen. „Man kennt ja den klassischen Hausnotruf, den man drückt und der dann einen Pflegedienst ruft. Ich fand aber moderne Hilfe- und Komfortsysteme viel spannender, die in ungewöhnlichen Situationen selbstständig Kontaktpersonen informieren, und man kann selber auswählen, wer diese Personen sein sollen. Toll war auch ein System, das sogar in der Lage ist, Elektrogeräte oder den Herd eigenständig abzuschalten – wenn man das selber vergessen hat“, so Lenchen Schmitt.

Etwas vergessen? Das casenio-System kann daran erinnern, Medikamente zu nehmen.
Etwas vergessen? Das casenio-System kann daran erinnern, Medikamente zu nehmen.
©casenio AG

Hilfe rufen ohne Notruf-Knopf

Dieses System heißt casenio und wird seit 2014 in Berlin entwickelt: „Wir wollten ein System, das selbstständig erkennt, dass etwas nicht stimmt – und das unkompliziert in der Handhabung und günstig im Preis ist“, berichtet Tim Lange, Vorstand der casenio AG. Die günstigsten Basis-Sets mit Hauszentrale und einigen Sensoren kosten weniger als 400 Euro, alternativ kann man das System mieten. casenio lässt sich kabellos und ohne bauliche Veränderungen montieren, Internet- und Telefonanschluss sind ebenfalls nicht notwendig, es reicht eine Steckdose.

Herdabschaltung und Co.: Auch für Familien interessant

Für Torben Schmitt, den Sohn des Ehepaares, liegt der Nutzen eines intelligenten Hilfesystems auf der Hand. „Es ist prinzipiell praktischer als ein Hausnotruf-Knopf – den können meine Eltern vielleicht gar nicht mehr drücken, wenn sie unglücklich fallen. Wenn das System aber Kontaktpersonen – zum Beispiel mir oder den Nachbarn – in ungewöhnlichen Situationen selbstständig Bescheid gibt, ist das eine tolle Sache.“ Und er ergänzt: „Die Smart-Home-Funktionen wie Herdabschaltung, Wassermelder und Alarmfunktion in Abwesenheit sind auf jeden Fall auch für Jüngere und Familien interessant.“

Bei den Eltern alles in Ordnung? Torben Schmitt erhält eine SMS vom casenio-System.
Bei den Eltern alles in Ordnung? Torben Schmitt erhält eine SMS vom casenio-System.
©casenio AG

Lenchen Schmitt gefällt noch ein anderer Punkt: „Toll, wenn solche Hilfssysteme viel können. Aber es hat auch jeder unterschiedliche Ansprüche – nicht alle brauchen einen Hilferufknopf, dafür hätten sie vielleicht gern Licht, das eingeschaltet wird, wenn sie das Bett verlassen oder sie möchten daran erinnert werden, Medikamente zu nehmen oder ihren Blutdruck zu messen. Deswegen finde ich es gut, wenn man nur das bezahlen muss, was man auch wirklich braucht.“  Gerade, weil solche Hilfe-Systeme immer mehr können, verschwimmen die Grenzen zwischen intelligenter Technik, die speziell für Ältere gedacht ist (AAL – Ambient Assisted Living-Technologien, frei übersetzt „Altersgerechte Assistenz-Systeme“) und „regulären“ Smart-Home-Lösungen. Klar ist in jedem Fall: Das Interesse an solchen Lösungen wird immer größer, der Markt wächst.

Nische mit enormem Potenzial

Noch ist der Smart-Home-Markt zwar nicht mehr als eine Nische – wie sich immer wieder zeigt, bietet diese Nische allerdings enormes Potenzial. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hat ergeben, dass im Jahr 2030 ungefähr jedes dritte neu gebaute oder renovierte Haus über automatisierte und vernetzte Elektronik, Heizung oder Lüftung verfügen dürfte – im Vergleich zu heute wäre dies eine Verzehnfachung.

Dabei ist das Interesse an Smart Home dem Beratungsunternehmen Deloitte zufolge eng mit dem Wunsch nach mehr Komfort und Sicherheit verbunden. Doch das generell stark steigende Interesse verschafft längst nicht jedem Produkt Erfolg. Insbesondere AAL-Technologien, die vor allem auf eine ältere Zielgruppe fokussieren, können nur dann erfolgreich sein, wenn sie intuitiv zu bedienen sind. Zudem möchte niemand ein Produkt kaufen, das ihn als „alt“ stigmatisiert.

Von Hilferufknopf bis Herdabschaltung: casenio lässt sich individuell zusammenstellen.
Von Hilferufknopf bis Herdabschaltung: casenio lässt sich individuell zusammenstellen.
©casenio AG

Das sieht auch Lenchen Schmitt so: „Technik muss einfach sein. Die möchte ich bedienen können, ohne groß darüber nachzudenken. Wenn ich mein Hirn trainieren will, spiele ich Sudoku.“

Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten erfahren wollen, die intelligente Hilfe- und Komfortsysteme für zuhause bieten, können Sie sich hier darüber informieren.