Laien-Defibrillatoren : Beim Herzstillstand zählt jede Sekunde

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Das Entscheidendste bei einem plötzlichen Atemstillstand? Die Herzdruckmassage! Bild: Björn Steiger Stiftung

Viele Menschen trauen sich nicht zu, bei einem plötzlichen Atemstillstand Laien-Defibrillatoren einzusetzen. Dabei ist die Bedienung kinderleicht!

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind im Supermarkt an der Kasse. Vor Ihnen steht ein älterer Herr, Sie schätzen ihn auf ca. siebzig. Er sieht rüstig und fit aus und das lange Anstehen scheint ihm wenig auszumachen. Siebzig Jahre ist heutzutage ja auch noch kein Alter. Ganz plötzlich jedoch ohne jegliche Vorwarnung sackt der Mann direkt vor Ihren Augen zusammen. Alle Umstehenden schauen sich erschrocken um und im ersten Moment weiß niemand so recht, was zu tun ist. Wüssten Sie es? Zunächst sollte die Person angesprochen und leicht an der Schulter bewegt werden. Doch was geschieht, wenn sie nicht reagiert?

Viel zu wenige Menschen in Deutschland leisten Erste Hilfe

Derartige Situationen und vor allem die Ratlosigkeit darüber, wie genau in so einem Fall Erste Hilfe geleistet wird, kommen in Deutschland sehr oft vor, zu oft. Der plötzliche Herztod ist mit seinen durchschnittlich 100.000 Opfern im Jahr in Deutschland eine der häufigsten Todesursachen. Grundsätzlich kann es jeden treffen, ob jung oder alt, dick oder dünn, Sportler, gesund oder krank. Ein höheres Risiko tragen selbstverständlich Personen mit Vorerkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes oder aber Personen, die schon einen Herzinfarkt überlebt haben. Das Gefährliche am plötzlichen Herztod ist: Mit jeder Minute, in der keine Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden, sinkt die Überlebenschance um 10 Prozent. Der Rettungsdienst kann gar nicht so schnell vor Ort sein. Somit ist es entscheidend, dass Laien diese Zeit mit der Herzdruckmassage und, sofern vorhanden, mit einem Laien-Defibrillator überbrücken.

Sobald das Gerät eingeschaltet ist, gibt es alle notwendigen Anwendungsschritte akustisch vor. Nach Anbringen der Pads analysiert es selbstständig die Herzfunktion und fordert, wenn notwendig, zum Drücken der Schocktaste auf.
Sobald das Gerät eingeschaltet ist, gibt es alle notwendigen Anwendungsschritte akustisch vor. Nach Anbringen der Pads analysiert es selbstständig die Herzfunktion und fordert, wenn notwendig, zum Drücken der Schocktaste auf.
©Björn Steiger Stiftung

Dass sich laut Umfragen in Deutschland nur sehr wenige in der Lage fühlen, eine Laien-Reanimation durchzuführen, ist der fehlenden Ausbildung und Aufklärung der Öffentlichkeit geschuldet. Die einzige Erste-Hilfe-Schulung, die fast jeder absolvieren muss, findet zum Führerscheinerwerb statt und viele können sich an diese gar nicht mehr erinnern. Dabei sind die notwendigen Schritte kurz erklärt und leicht vermittelbar. Notruf absetzen und Herzdruckmassage. Mit anschließender Anwendung eines AED (automatisierter externer Defibrillator) steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich. Das Gerät muss dafür nur eingeschaltet werden, dann folgen die Anweisungen akustisch. Hierbei kann nichts falsch gemacht werden! Ein Schock wird nur ausgelöst, wenn er vom AED als notwendig eingestuft wird. Ein anschauliches, kurzes Erklärvideo zur Herz-Lungen-Wiederbelebung macht deutlich, wie kinderleicht die Anwendung ist.

Sinnvoll: AED-Geräte in Senioreneinrichtungen

Prinzipiell kann der plötzliche Herztod jeden treffen. Ältere Menschen sind jedoch häufiger betroffen. Es erscheint also sinnvoll, Einrichtungen wie Seniorenheime, Tagespflegeeinrichtungen, Seniorenzentren, Seniorenwohnanlagen oder gar Mehrgenerationenhäuser und Senioren-WGs mit diesen Geräten auszustatten. Denn hier halten sich auch viele Besucher und Mitarbeiter auf und können im Notfall darauf zugreifen. Entscheidend ist hierbei natürlich, dass der AED frei zugänglich ist, beispielsweise in einem Wandkasten mit entsprechenden Hinweisen. Denn die Verfügbarkeit sollte nicht auf die Pflegekräfte, Ärzte oder Rettungssanitäter beschränkt sein, sondern jeder Anwesende muss darauf zugreifen können.

So könnte ein Laien-Defibrillator in einem entsprechenden Wandkasten aussehen.
So könnte ein Laien-Defibrillator in einem entsprechenden Wandkasten aussehen.
©Björn Steiger Stiftung

Die Pionierarbeit der Björn Steiger Stiftung

Mit der Initiative „Kampf dem Herztod“ setzt sich die Björn Steiger Stiftung schon seit den Siebzigerjahren für die Verbreitung von AED-Geräten, für die Mobilisierung von Politik und Medien und die Breitenausbildung der Bevölkerung ein. Die Initiative scheiterte zunächst am Widerstand der Ärzteschaft und Behörden. Diese beharrten darauf, dass die lebensrettende Frühdefibrillation nur von Ärzten durchgeführt werden darf. Erst im Mai 2001 empfiehlt die Bundesärztekammer die Defibrillation durch Laien mit automatisierten externen Defibrillatoren. Durch eine Abnahmegarantie seitens der Stiftung von 3.000 externen Defibrillatoren konnte der Preis für die bis dato sehr kostspieligen Geräte halbiert werden. Zudem hat sie allen Stadt- und Landkreisen der Bundesrepublik und den Bezirken der Stadtstaaten AED-Ausbildungsgeräte im Wert von 2,3 Mio. € als kostenlose Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. „AED-Geräte müssen, genauso wie Feuerlöscher, selbstverständlicher und verstärkt ins Bild der Öffentlichkeit gerückt werden. Jeder sollte sich deren Anwendung zutrauen können. Das Einzige, was man bei einem Herzstillstand falsch machen kann, ist nichts zu tun“, erklärt Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung.

Nach wie vor vermittelt die Stiftung AED-Geräte und übernimmt beratende Tätigkeiten hierzu. Ziel ist es, möglichst viele öffentliche Institutionen, Firmen aber eben auch Privatleute zu motivieren, einen Defibrillator zu erwerben und damit eine bundesweite Flächendeckung zu erreichen. Durch begleitende Einweisungen werden bei jeder AED-Übergabe Mitarbeiter, Mitglieder, Ersthelfer, Schüler und viele mehr in den Umgang eines Defibrillators eingewiesen.

Wenn Sie noch mehr über die Initiative „Kampf dem Herztod“ der Björn Steiger Stiftung erfahren möchten, klicken Sie bitte hier.