Freiberufliche Pflegekraft : Selbstständigkeit als neue Form ambulanter Pflege

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In guten Händen von freiberuflichen Pflegekräften. Bild: highwaystarz | Fotolia.com

Gute Pflege ist Angehörigen Pflegebedürftiger wichtig. Doch bei Pflegediensten herrschen oft Zeit- und Personalmangel. Eine Alternative ist Freiberuflichkeit.

Die Entscheidung, welche pflegerische Versorgung im Alter die richtige ist, ist nicht einfach. Oft fühlen sich erwachsene Kinder verantwortlich, sich um ihre Eltern zu kümmern. Doch ein Pflegeverhältnis zwischen Kindern und Eltern kann auch belastend für die Beziehung sein. Dennoch wünschen sich Angehörige für ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder eine liebevolle und persönliche Versorgung. Bei Pflegediensten ist die Zeit jedoch oft knapp, denn es gibt viele Patienten und nur wenige Pflegekräfte, die sie versorgen können. Anders ist es bei einer freiberuflichen Einzelpflegekraft.

Was ist eine freiberufliche Einzelpflegekraft?

Einzelpflegekräfte arbeiten im Prinzip genauso wie Pflegekräfte, die bei Pflegediensten angestellt sind. Anders als diese, sind sie dabei jedoch nicht von einer Einrichtung abhängig. Der Alltag einer freiberuflichen Pflegekraft ist somit besonders flexibel in seiner Gestaltung und die Pflegekraft arbeitet selbstbestimmt. Ganz nach eigener Planung besucht sie ihre Patienten in deren häuslicher Umgebung und versorgt sie nach dem jeweiligen Bedarf. Die Unabhängigkeit der Einzelpflegekraft ist dabei auch ein Vorteil für die Patienten: Beide Seiten können frei miteinander absprechen, wann gepflegt wird und was genau gemacht werden soll. Freiberufliche Pflegekräfte versorgen in der Regel nur um die vier Patienten, während sich eine angestellte Pflegekraft am Tag um mindestens 16, also etwa viermal so viele Patienten kümmern muss. Sie haben somit mehr Zeit für ihre Patienten und können ihre Arbeit ohne die häufig so einschränkende Eile verrichten, die auch die Patienten stresst.

Kein Personalwechsel: enge Bindung zwischen freiberuflicher Pflegekraft und Patienten

Bei Pflegediensten kann häufig das Personal wechseln. Das verhindert oft, dass zwischen Patient und Pfleger ein wirklich enges Vertrauensverhältnis entstehen kann, das gerade bei intimen Pflegehandlungen wie der Körperwäsche wichtig ist. Diese Gefahr besteht bei einer Einzelpflegekraft nicht, da sie alleine für ihre Patienten verantwortlich ist. Diese Kontinuität erleichtert ein Gewöhnen an die Pflegesituation und an die Pflegekraft als Person. Die Pflege kann leichter als vertrautes tägliches Ritual gesehen werden und die Pflegekraft erscheint nicht mehr wie ein Fremdkörper im Alltag des Patienten. Nicht selten wird die Einzelpflegekraft von Patient und Angehörigen sogar wie ein Teil der Familie gesehen.

Schwester Verena berichtet von ihrer Erfahrung mit der Selbstständigkeit unter anderem genau das. Die freiberufliche Pflegerin arbeitet in einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern und alle ihre Patienten sehen in ihr eine Art Tochter. Verena ist glücklich mit ihrer Entscheidung, sich freiberuflich zu machen. Pflege im Angestelltenverhältnis kommt für sie nicht mehr in Frage. „Für mich gibt es kein Zurück mehr. Freiberufliche Pflege oder gar nichts.“, sagt sie.

Start-up curassist unterstützt freiberufliche Pflege

So vorteilhaft die freiberufliche ambulante Pflege auch ist, so wenig verbreitet ist sie trotzdem in Deutschland. Tatsächlich wissen viele Pflegekräfte gar nicht um ihre Möglichkeit, sich auch im häuslichen Bereich selbstständig zu machen. Und dabei ist die freiberufliche Pflege in unserem Nachbarland, den Niederlanden, bereits ein fester Bestandteil der pflegerischen Möglichkeiten. Seit seiner Gründung 2015 fördert das Start-up-Unternehmen curassist ihre Verbreitung jedoch auch hierzulande. Es unterstützt Pflegekräfte in der Selbstständigkeit, indem es ihnen etwa Unterstützung für die ersten Schritte in die Freiberuflichkeit bietet und laufende Verwaltungsaufgaben wie die Abrechnungen mit den Kassen für sie übernimmt. Auf diese Weise sind die Pflegekräfte entlastet und können sich ausschließlich dem Hauptanliegen, also der Pflege widmen. So macht es auch Schwester Verena.

Freiberuflichkeit als Chance für ambulante Pflegekräfte

Die Freiberuflichkeit bringt auch für die Pflegekräfte selbst viele Vorteile, so der Gründer von curassist, Thomas Müller, der selbst seit vielen Jahren in der Pflege tätig ist. Besonders Pflegerinnen und Pfleger, die unter den normalen Bedingungen ihres Berufes nicht mehr arbeiten können, profitieren von dieser Möglichkeit. „Viele Menschen glauben, dass Pflegekräfte hauptsächlich wegen Burnouts aus ihrem Beruf aussteigen, weil sie den Stress und die Hektik nicht aushalten. Aber das ist gar nicht der Hauptgrund. Sehr viele können einfach ihr Privatleben mit der Schichtarbeit nicht vereinbaren, weil sie zum Beispiel Kinder zu Hause haben, um die sie sich kümmern müssen. Für beides ist Freiberuflichkeit eine Lösung“.

Freiberuflichkeit im Pflegebereich ist also eine Möglichkeit, mit der vielen geholfen ist. Patienten bekommen eine feste Pflegekraft, die Pflegekräfte haben die Möglichkeit, ihre Arbeit und ihre Zeiteinteilung selbst zu planen und auch dem Pflegekräftemangel in Deutschland kann so etwas entgegengesetzt werden.