Seniorenresidenz mit Tieren : Eine Bereicherung für jedes Pflegeheim

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Tiere sind in jedem Altersheim eine Bereicherung für die Bewohner. Bild: Residenz-Gruppe Bremen

In zahlreichen Pflegeeinrichtungen ist es sowohl Bewohnern als auch Mitarbeitern erlaubt, nach Absprache ihren Hund oder ein anderes Haustier mitzubringen.

Neugierig schaut sich Schwester Betty um. Ihre kurzen Beinchen trippeln mit kleinen Schritten auf dem neuen Boden entlang, während sie sich langsam von Ecke zu Ecke schnüffelt. Dann wedelt sie kräftig mit dem Schwanz: Die Mischlingshündin hat gerade ihr Frauchen entdeckt, die Einrichtungsleiterin des Pflegezentrums Arsten, Beate Detzkeit. Eine alltägliche Situation in dieser Pflegeeinrichtung: Schließlich gehören Tiere hier zur Philosophie des Hauses, weil sie sich positiv auf die Bewohner auswirken. Das ist sogar schon der Wissenschaft aufgefallen.

Wissenschaft stellt erstaunliche Ergebnisse fest

Im Rahmen eines Bremer Forschungsprojektes bekamen die Bewohner einer Pflegeeinrichtung drei Monate lang zweimal wöchentlich Besuch eines Kleintierzoos. Unter der Betreuung einer Therapeutin konnten die Senioren die Meerschweinchen und Kaninchen füttern und streicheln. Der Leiter des Forschungsprojektes, Prof. Stefan Görres vom Bremer Institut für angewandte Pflegeforschung, übernahm die wissenschaftliche Begleitung. „Bereits in dieser Pilotstudie konnten wir erstaunliche Ergebnisse beobachten und haben eine gute Grundlage geschaffen, um weitere Studien zur Behandlung und Pflege von Demenzerkrankten auf den Weg zu bringen. Ich bin überzeugt, dass Tieren in diesem Bereich in Zukunft eine größere Bedeutung zukommen wird“, sagt er.

©Residenz-Gruppe Bremen

Wohlfühlfaktor steht im Vordergrund

Im Garten des Pflegezentrums haben auch zwei Meerschweinchen namens Pepsi und Charly ein neues Zuhause gefunden. Bewohnerin Ingrid Meier hat die Meerschweinchen schnell in ihr Herz geschlossen und macht sich nun mehrmals täglich von ihrem Wohnbereich auf den Weg in den Garten, um den Tieren frische Gurken oder Salat zu bringen. Die süßen Nager quieken inzwischen schon voller Vorfreude, wenn sie sich ihren neuen Freunden nähert. Für die Dame ist dies eine wichtige Tagesaufgabe, die ihr gleichzeitig das Gefühl gibt, hier gebraucht zu werden. „In erster Linie steht in unserer Pflegeeinrichtung der Wohlfühlfaktor der Bewohner im Vordergrund“, erklärt Beate Detzkeit.

Der Hund als Enkelkindermagnet

Auch im Jan-Reiners-Seniorenzentrum in Tarmstedt kennen die Bewohner das Leben mit Hunden. Einrichtungsleiterin Birte Tegeder bringt ihren Carlos mit zur Arbeit, seitdem er neun Wochen alt ist. „So konnte ich ihm gleich alles Wichtige beibringen: Er springt keine Menschen an, bellt nur sehr selten, kennt Rollstühle und Rollatoren, er bettelt nicht und er klaut keine Lebensmittel, auch wenn sie noch so verlockend vor ihm stehen.“ Der Border Collie ist ein sehr sensibler Hütehund, und lernt schnell dazu. Er weiß genau, welcher Bewohner gerne mit ihm draußen im Park Ball spielt. Der inzwischen zweijährige Hund legt dabei den Ball so nah an den Spielgefährten, dass er selbstständig an das Spielgerät kommt. Kaum ist der Ball geworfen worden, legt Carlos ihn direkt wieder vor den Füßen oder auf dem Schoß ab. „Die Bewohner haben bei diesem Spiel große Freude“, weiß Birte Tegder. Selbstredend ist Carlos auch ein echter „Kuscheltyp“: Gerne schmiegt er sich seitlich an den Menschen an und lässt sich kraulen. „Er ist auch ein absoluter Enkelkindermagnet und sorgt dafür, dass den kleinen Besuchern der Besuch im Seniorenheim auf einmal riesigen Spaß macht.“

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Glücksgefühl am Bett

Etwas ruhiger geht es zu, wenn der Rüde immobile Bewohner besucht. Dieser Besuch wird gemeinsam mit den Angehörigen geplant, da man vorab sicher gehen  muss, dass der Bewohner große Freude an Hunden zeigt. Wenn das der Fall ist, wird das Bett des Pflegebedürftigen ganz runtergefahren. Anschließend bekommt Carlos den Befehl: „Nur die Vorderbeine!“ Dann krabbelt er ganz vorsichtig mit den Vorderbeinen in das Bett, so dass er dort vom Bewohner gestreichelt werden kann. Das Streicheln löst bei Hundefreuden ein großes Glücksgefühl aus.

Vierbeiner bringen den Menschen auf Trab

So geschieht es auch in der Seniorenresidenz „An den Meerwiesen“ in Groß Schwülper. Dort bringt Franziska Neumann, Leiterin der Sozialen Betreuung des Hauses, ihren Piet mit zur Arbeit. Der Australian Shepherd geht ein- bis zweimal wöchentlich Rolf Sperling besuchen, soweit es sein Gesundheitszustand zulässt. Da er selber einen Hund hat, der ihn aus familiären Gründen nicht besuchen kann, freut er sich umso mehr, wenn Piet bei ihm vorbeischaut. Er streichelt ihn dann mit Hingabe und erzählt viel von seinen Hunden, die er früher einmal hatte. „Piet hilft also, das Langzeitgedächtnis und Wahrnehmungsbereiche zu aktivieren und biografische Daten über die Bewohner zu sammeln“, erläutert Franziska Neumann. Einmal pro Woche bietet sie „Spiel und Spaß mit Piet“ an: Hier werden mithilfe des Hundes verschiedene Fähigkeiten geübt und erhalten. Die Senioren fädeln beispielsweise Leckerlis für Piet ein und trainieren damit gleichzeitig ihre Feinmotorik. Das Hundememory mit Bildern von Piet, auf denen er verschiedene Kunststücke macht, hilft bei der Kognition.

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Gute Zuhörer

Piet begleitet Franziska Neumann jeden Tag in die Seniorenresidenz „An den Meerwiesen“ und ist bei allen Bewohnern gern gesehen. „Es wird immer erst der Hund begrüßt, wenn man uns beide auf dem Flur begegnet“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Ich bin eher das Anhängsel!“ Der zweijährige Rüde hilft ihr außerdem, zu neuen Bewohnern schneller Kontakt aufzunehmen, da sich sofort ein Gesprächsthema ergibt. Viele Bewohner kennen das Zusammenleben mit Tieren aus ihrer Vergangenheit. Haben sie ganztags Tiere um sich, fühlen sie sich ein Stück weit in ihre eigene Vergangenheit versetzt. „Das ‚Zuhause-Gefühl’, das wir vermitteln wollen, wird durch die Anwesenheit von Tieren unheimlich verstärkt“, unterstreicht Franziska Neumann. „Auch können die Vierbeiner Trostspender und gute Zuhörer sein. In jedem Fall sind sie eine Bereicherung für jede Pflegeeinrichtung.“

Weitere Informationen zum Betreuten Premiumwohnen finden Sie auf dem Residenz-Kompass.