: Nachgefragt: Warum ist die 24-Stunden-Betreuung so beliebt?

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Bild: Pflegehilfe für Senioren

Immer mehr Pflegebedürftige stoßen bei der Suche nach einer häuslichen Pflege auf das Modell der 24-Stunden-Betreuung.

Dabei zieht eine Pflegekraft direkt beim Patienten ein und stellt die alltägliche Pflege und Versorgung sicher. Waren zuerst noch private Annoncen vorherrschend hat sich inzwischen ein Markt an professionellen Vermittlern entwickelt, welche eine umfassende Beratung und Qualitätskontrolle bieten, sowie die notwendige Ausbildung der Pflegekräfte für die 24-Stunden-Betreuung sicherstellen. Im Gespräch hat Julius Kohlhoff, Geschäftsführer der Vermittlungsagentur „Pflegehilfe für Senioren“ uns einen Einblick in diese Möglichkeit der Seniorenbetreuung gegeben. 

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Pflegehilfe für Senioren

Herr Kohlhoff, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Sie haben eine Vermittlungsagentur für 24-Stunden-Pflege gegründet, wie kam es dazu? 

Vielen Dank für die Einladung. Vor einigen Jahren habe ich mich eher zufällig mit den Möglichkeiten des Lebens im Alter beschäftigt und war verwundert, dass es kaum professionelle Angebote im Bereich der Seniorenbetreuung gab. Wer nach umfassender Unterstützung suchte musste verschieden Beratungsstellen aufsuchen und vieles selbst organisieren. Da kam mir die Idee, dass sich dies für alle Beteiligten besser umsetzen lässt. 

Hat sich seitdem der Markt für 24-Stunden-Betreuung seitdem gewandelt?  

Definitiv! Inzwischen ist es für betroffene Familien über Vermittler relativ einfach möglich eine 24-Stunden-Betreuung zu engagieren, ohne mit rechtlichen Hindernissen kämpfen zu müssen. Wenn ein Interessent bei uns anruft können wir nach einem kurzen Gespräch schon den ungefähren Bedarf ermitteln. Konkrete Angaben holen wir dann ausführlich über einen Erfassungsbogen ein. Mit diesem haben wir innerhalb von 24 – 48h erste Personalvorschläge für den Kunden.  

Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie diese Personalvorschläge aus? Gibt es eine Faustformel oder entscheiden Sie nach Bauchgefühl? 

Sowohl als auch. Unsere erste Maßgabe sind die Wünsche, die der Kunde an seine 24-Stunden-Betreuung richtet. Ein großer Faktor für uns ist die fachliche Qualifikation. Einige Betreuerinnen haben beispielsweiße lange Erfahrung als Krankenpfleger, das bevorzugen wir natürlich. Aber auch die berühmte „Chemie“ muss stimmen. Da spielen dann auch weiche Faktoren eine Rolle.  

Was machen Sie, wenn die Chemie zwar bei Ihnen stimmt, der Patient sich jedoch nicht mit der Betreuungskraft versteht? 

Das ist zwar selten, aber auch diese Fälle gibt es. Wenn Probleme auftreten versuchen wir zwar zuerst zu vermitteln, wenn es jedoch einfach nicht passt wechseln wir die Betreuungskraft umgehend aus. Schließlich spielt auch die soziale Komponente eine große Rolle für die 24-Stunden-Betreuung. 

Sie haben den sozialen Aspekt angesprochen, welche Aufgaben gehören noch zur 24-Stunden-Betreuung? 

Das hängt immer ganz von den Anforderungen der Familie ab. Beinahe immer geht es um hauswirtschaftliche Aufgaben, also das Reinigen der Wäsche und der Wohnung. Je nach Möglichkeiten des Patienten können einige Dinge da auch gemeinsam erledigt werden. Bei vielen Patienten kommt dann noch die Grundpflege hinzu. Meist spielt die Unterstützung bei der Körperpflege eine große Rolle. Häufig ist auch die nächtliche Begleitung zum Toilletengang notwendig. Je nach Umfang dieser Aufgaben bleibt dann noch Zeit für gemeinsame Spaziergänge oder manchmal auch Ausflüge. 

Wie gehen die Senioren damit um, täglich von einer fremden Person umgeben zu sein? 

Die Rückmeldungen, die wir erhalten sind beinahe durchweg positiv, auch wenn anfangs manchmal Skepsis herrscht. Jüngere Menschen denken oft im Alter wäre man nicht mehr interessiert an Neuem, dem ist aber meistens nicht so. Wenn jemand etwas zu erzählen hat oder einfach zuhört schafft das Vertrauen und eine warme Atmosphäre. In der stationären Pflege ist das meist nicht möglich, dafür sind die Zeitpläne schlicht zu eng.  

Heißt das, dass die 24-Stunden-Betreuungskräfte nicht ausgelastet sind? 

Keineswegs, Aufgaben fallen immer an und sei es nur die Erinnerung an die Einnahme der Medikamente. Natürlich haben wir auch arbeitsrechtliche Vorgaben. Unseren Betreuungskräften muss ausreichend Freizeit gewährt werden, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen und natürlich muss auch die 24-Stunden-Betreuerin zufrieden sein, sonst kommt sie nicht wieder. 

Kommen nicht alle Betreuungskräfte wieder? 

Nun wir haben es ja mit freien Menschen zu tun und die Betreuungskräfte können selbst entscheiden wo sie arbeiten möchten. Das ist auch sehr wichtig, denn nur wer sich wohl fühlt kann eine liebevolle Pflege leisten und eine herzliche Atmosphäre schaffen. Wir holen deshalb von beiden Seiten Feedback ein und klären frühzeitig ob alle zufrieden sind. Aber auch Pflegekräfte in der 24-Stunden-Betreuung möchten gerne Stammstellen haben, dann herrscht Gewissheit. 

Wie funktioniert das dann, wenn ein Wechsel erfolgt ist? Sie brauchen ja folglich mindestens zwei 24-Stunden-Betreuerinnen als festes Paar? 

Richtig. Wir versuchen immer ein festes Tandem zu bilden von zwei Betreuungskräften, die sich abwechseln. Wenn sich das einmal eingespielt hat entstehen dabei sogar richtige Freundschaften. Eine unserer 24-Stunden-Betreuerinnen besucht sogar noch regelmäßig eine ihrer Familie obwohl die Patientin bereits vor beinahe einem Jahr verstorben ist. Diese Geschichten freuen uns immer sehr.  

Das klingt natürlich nach einer schönen Geschichte, aber gibt es auch Fälle in den die Betreuung nicht funktioniert, aus welchen Gründen auch immer? 

Auch die gibt es. Zwar kommt es sehr selten vor, dass wir keine Lösung finden können oder auch nach einem Wechsel der Kunde nicht zufrieden ist, für den Fall haben Kunden jedoch eine kurze Kündigungsfrist von 14 Tagen. 

Was für Menschen sind das die sich für eine 24-Stunden-Betreuung interessieren? 

Ganz unterschiedlich. Einige haben nur leichten Pflegebedarf und brauchen lediglich Unterstützung im Alltag, Andere dagegen sind schwer pflegebedürftig und suchen in erster Linie nach Sicherheit, also jemandem der rund um die Uhr da ist und aufpasst. 

Aber würde das im Pflegeheim nicht deutlich leichter gehen? Immerhin ist dort ja auch rund um die Uhr Personal vor Ort. 

Grundsätzlich schon. Leider ist es aber so, dass nur eine kleine Zahl an Pflegekräften vor Ort ist. So kann es vorkommen, dass eine Kraft 10 Patienten gleichzeitig versorgen muss. Durch die teils hohe Fluktuation wechselt dieses Personal dann auch häufig. Ein Gefühl von Sicherheit kann sich da nur bedingt einstellen. 

Und das ist in der 24-Stunden-Betreuung anders? 

Definitv! Eine 24-Stunden-Betreuungskraft ist nur für einen Patienten zuständig. So lernt man sich kennen, weiß also recht genau welche Hilfe benötigt wird und womit sich der andere wohlfühlt. Auch nachts ist die 24-Stunden-Betreuung in Bereitschaft, wir lösen das in der Regel mit einem Hausnotruf oder Babyphon. Sollte also etwas sein ist sofort Hilfe zur Stelle. 

Die Zahl der Heimplätze wird vermutlich nicht so schnell steigen wie die Zahl der Pflegebedürftigen, erwarten Sie einen weiteren Anstieg bei der 24-Stunden-Betreuung? 

Wir rechnen fest damit. Zum einen fehlt es nach geeigneten Versorgungsmöglichkeiten, mit denen sich dann auch die Angehörigen wohlfühlen, zum anderen funktioniert auch hier vieles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Da wird im Umfeld über die 24-Stunden-Betreuung gesprochen und plötzlich interessiert sich auch die Nachbarsfamilie dafür. Außerdem sehen wir wie erwähnt viele positive Entwicklungen auf dem Markt für 24-Stunden-Pflege, so dass wir fest mit einem Anstieg rechnen. 

Herr Kohlhoff, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen und Ihren Patienten alles Gute. 

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