Studium für Fortgeschrittene : Bildung kennt kein Alter

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Es gibt viele Möglichkeiten sich im Alter akademisch weiterzubilden. ©rawpixel.com | Freepik.com

Sich gezielt weiterbilden und austauschen – ein Studium war für viele Senioren ein Lebenstraum, den sie sich nie erfüllen konnten. Warum könnte jetzt genau der richtige Zeitpunkt sein, um etwas Neues zu lernen?

Die deutsche Bevölkerung altert zunehmend. Das aktuelle Durchschnittsalter liegt nun bei etwa 45 Jahren und die Zahl der Senioren wächst, wobei viele aber geistig noch jung und fit sind. Die Folge: Immer mehr Personen sind an einem Studium im Alter interessiert – und es werden immer mehr Studienplätze gebraucht. Um als Rentner jungen Studierenden nicht den Studienplatz streitig zu machen, lohnt sich ein Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der akademischen Weiterbildung im Alter.

Sich durch den Besuch einer Hochschule geistig fit zu halten, rentiert sich nicht nur, um sich die freie Zeit in der Rente zu vertreiben und soziale Kontakte zu knüpfen. Die gezielte freiwillige Beschäftigung stärkt das eigene Selbstbewusstsein und bringt gesellschaftliche Anerkennung mit sich. Oft kämpfen Senioren mit der Empfindung, zu nichts nützlich zu sein.  Durch eine eigene Forschungsarbeit oder kleine Vorträge innerhalb des Studiums fühlen sie sich nicht nur bedeutsam, sondern sie profitieren auch von dem gegenseitigen Lernerfolg ihrer Mitstudierenden. Außerdem ist der Zuwachs an älteren Kommilitonen, dank deren langjährigen Berufserfahrung, auch ein Gewinn für junge Studierende.

Möglichkeiten der akademischen Weiterbildung im Alter

Es bestehen zahlreiche Optionen, im Alter auf wissenschaftlichem Niveau zu lernen:

Gasthörerstudium

Als Gasthörer können ambitionierte Senioren jede Woche neue Vorlesungen aus den verschiedensten Fächern besuchen. Besonders beliebt sind Studienfächer der Geisteswissenschaften wie Philologie, Geschichte und Germanistik. Doch auch junge Studiengänge, wie etwa digitale Medien, sind zum Verständnis der Dynamik jüngerer Generationen spannend für Senioren. Gasthörer sind befreit von dem Leistungsdruck regulär Studierenden – für sie gibt es keine Prüfungen und keinen Abschluss, sie können sich also ‚endlos‘ weiterbilden.

Seniorenakademie

Einige Universitäten, wie die Universität des 3. Lebensalters der Goethe-Universität Frankfurt, bieten außerhalb ihres regulären Studienangebotes Kurse an, die speziell auf Senioren abgestimmt sind. Der Besuch einer Seniorenakademie bietet den Vorteil, die Vorlesungsinhalte in einem angemessenen Tempo zu lernen und mit eigenen Beiträgen sowie Vorträgen mitzugestalten. Senioren können sich hier über ihre Erfahrungen aus langen Berufsjahren austauschen und mit dem theoretischen, aktuellen Wissensstand der Universität verknüpfen.

Ordentliches Studium im Alter

Um ein Bachelor-, Master- oder Doktorandenstudium abzuschließen, besteht durchaus für jeden auch die Möglichkeit, sich in ein reguläres Studium einzuschreiben. Dies kann an einer Präsenz- oder Fernuniversität stattfinden. Das ordentliche Studium sorgt für einen besonderen Reiz: Hier gelten für Studierende jeden Alters die gleichen Regeln und Prüfungen.

Zertifikatsstudium

Eine weitere Option bietet das Zertifikatsstudium für Senioren, bei welchem sie sich auf ein bestimmtes Fach spezialisieren. Allerdings ist das Studium längst nicht so umfangreich wie ein Bachelor- oder Masterstudium. Denn mit einer Laufzeit von wenigen Monaten bis zu einem Jahr, behandelt es Studieninhalte weit oberflächlicher als ein ordentliches Studium.  Zertifikatsstudien dienen insbesondere der Weiterbildung in dem jeweiligen Fachbereich.

Ist ein Studium im Alter ohne Abitur möglich?

Die allgemeine Hochschulreife (Abitur) ist für Senioren meist nicht erforderlich. Mit einem Realschulabschluss und mehrjähriger Berufserfahrung oder einer Aufstiegsfortbildung besteht eine ebenso reelle Chance auf einen Studienplatz. In der Regel wird lediglich ein Mindestalter von 50 Jahren vorausgesetzt, wie beispielsweise bei einer Gasthörerschaft oder an einer Seniorenakademie.

Wie hoch sind die Kosten für ein Studium im Alter?

Die Kosten der akademischen Weiterbildung variieren stark je nach Institution: Entscheidend ist vor allem die Wahl zwischen einer staatlichen und einer privaten Universität.

Bei einer Gasthörerschaft oder Immatrikulation an einer Seniorenakademie einer staatlichen Universität wird ein Semesterbeitrag von etwa 100 Euro fällig. Fernstudien werden häufig von privaten Universitäten angeboten, was zumeist mit einem mindestens vierstelligen Betrag einhergeht.

Prozess: Von der Bewerbung bis zum ersten Tag an der Universität

Der erste Schritt besteht darin, sich zu informieren, welches Studienformat und welcher Fachbereich den eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Im folgendem Bewerbungsprozess sind vor allem die Bewerbungsfristen zu beachten, bei speziellen Fragen hilft der Studierendenservice immer gern weiter. Weitere Schritte wie das Bezahlen des Semesterbeitrags oder Validieren des Studierendenausweises erfolgen erst nach der Zusage und werden von der Universität rechtzeitig kommuniziert. Am ersten Tag als Seniorenstudent reicht es aus, Schreibmaterial, den Studierendenausweis und eine gute Portion Vorfreude mitzubringen. Sicherlich ergeben sich auch schnell die ersten neuen Kontakte.

Welche Alternativen gibt es, um geistig fit zu bleiben?

Nicht für jeden muss es gleich ein Studium sein. Alternativ: Im Rahmen eines Kurses an der Volkshochschule, wie etwa einem Sprachkurs, lernen Senioren ebenso Gleichgesinnte ihres Alters kennen und können ihren Wissenstand erweitern.

Wissen kennt kein Alter: Der richtige Zeitpunkt für ein Studium hängt nicht von dem Lebensabschnitt ab, sondern dem individuellen Interesse an Wissen und Weiterbildung.

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