ANUNDO Park in Mannheim : Innovatives Wohnkonzept für Menschen in der 2. Lebenshälfte
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Das Wohnprojekt ANUNDO Park vereint die Aspekte Servicewohnen und Gemeinschaft. ©Christian Buck | ANUNDO
Gemeinsam älter werden in einem Haus mit Gleichgesinnten, Freunden und Bekannten, das macht den Charme von gemeinschaftlichen Wohnkonzepten aus. Es gibt immer mehr davon.
Normalerweise organisieren die Bewohner selbst den Kauf, Bau oder Umbau einer Immobilie. Das dauert Jahre, ist mit viel zeitlichem und finanziellem Einsatz verbunden und strapaziert die neue Gemeinschaft oft stark. Viele Projekte scheitern schon in der Planungsphase, Investitionen gehen verloren. Das Konzept von Anundo ist anders: Ein Investor hat in Mannheim Planung und Bau übernommen, die interessierten Bewohner müssen nur einziehen, die Finanzierung erfolgt über Mieten. Das Projekt ist auch in anderer Hinsicht besonders. Die Bewohner lernen sich in Workshops kennen, rund 300qm Räume und Flächen bieten besondere und vielfältige Möglichkeiten. Niemand ist zu etwas verpflichtet, aber wer sich einbringen will, kann das jederzeit tun. Ein Concierge, hier „Zentrale“, ist drei Stunden am Tag für den Einzelnen und die Gemeinschaft da. Investor Alexander Döring: „Gezahlt wird im Grunde nur, was man in Anspruch nimmt. Dieser Mehrwert ist keine wesentliche Belastung.“
Gemeinschaftliches Wohnprojekt für mehr Begegnung und Austausch
Ungewöhnlich ist auch, dass nur Bewohner ab ca. 50 Jahren einziehen. Laut Döring mache dies Sinn, weil sich die Menschen somit in einer ähnlichen Lebenssituation befänden. Architektin Carina Krey ergänzt: „Die Grundrisse der Wohnungen sind für Einzelpersonen und Paare optimiert, nicht für Familien mit Kindern.“ Die Planung erfolgte mit einem interdisziplinären Team von Fachexperten, neben Architekten und Kaufleuten auch Soziologen und Altersforschern. Daraus ergaben sich Konzeption und Architektur. Krey betont: „Diese war sehr herausfordernd. In der Regel habe ich mit Bauherren zu tun, deren Wünsche ich umsetze, hier kamen die Bewohner erst später.“ Umso zufriedener ist sie, dass das Konzept aufgeht: „Die Mieter machen sich die gemeinschaftlichen Flächen zu eigen. Es entstehen Freundeskreise und immer mehr Gruppenaktivitäten.“ Gebaut wurden 54 Wohnungen für rund 75 Bewohner, ein über zwei Etagen gehendes Kaminzimmer mit Bibliothek, ein voll ausgestattetes Gästeapartment, Projektraum, Musikzimmer, Fitnessraum mit Sauna, eine große Dachterrasse mit Blick in den Park der Bundesgartenschau, eine Werkstatt, Garten mit Yogawiese und Hochbeeten. Die Gemeinschaftsräume sind so im Haus angeordnet, dass sie an Wegen liegen, die die Bewohner täglich nehmen. Damit inspiriert die Architektur zu Begegnung und Austausch.
Bei der Auswahl der Bewohner sind Döring und Krey mit Bedacht vorgegangen: „Wir haben Menschen gesucht, die offen und tolerant sind, die den Wert von Gemeinschaften für sich schätzen und das auch in Zukunft wünschen“, meint Döring. Sie versuchten, eine ausgewogene Mischung bei Alter und Geschlecht auszuwählen und die Altersspanne reicht jetzt von 50 bis fast 90 Jahren.
Die Mieter haben sich in professionell geführten Workshops kennen gelernt und miteinander Regeln und Werte des Zusammenlebens beschlossen. Die Workshops werden auch in Zukunft lose weiter geführt. Aus den in diesen Workshops initiierten ersten Gruppen z.B. für die Einrichtung der Bibliothek oder der Gartengruppe, sind mittlerweile über ein Dutzend Gruppierungen zu besonderen Themen geworden: Theater, Sport- und Gymnastikgruppen, Kochgruppe, Yoga, Backen weitere. Dazu immer wieder Einzelinitiativen und Aktivitäten zu denen die Zentrale dann über einen großen Monitor im Foyer informiert. Döring: „Credo ist, dass die Menschen nichts müssen. Wir schaffen Möglichkeiten und jeder nutzt sie nach seiner Façon. Wer Lust hat sich zu engagieren, tut das und wer das nicht möchte, ist ebenso willkommen. Das ist ein wichtiges Workshop-Ergebnis, mit dem alle sehr zufrieden sind.“
Neue Freundschaften entstehen
Unter den Bewohnern sind Rafael P. Barth (70) und Petra van Treek (66) – ein Paar, das zwei benachbarte Wohnungen bezogen hat. „Ich hatte schon hohe Erwartungen. Und dann haben wir so schnell zusammengefunden und es ist noch so viel besser als gedacht“, betont die ehemalige Lehrerin zum Miteinander im Haus. Barth ist seit Jahrzehnten Amateurschauspieler und hat eine Theatergruppe gegründet, die mittlerweile sogar öffentlich auftritt. Ein neues Stück wird gerade geprobt.
Aus Bekanntschaften wachsen bei dem einen oder anderen Mitbewohner langsam Freundschaften: Kürzlich waren beide zu einem 70. Geburtstag eingeladen und eine Bewohnerin hat sie gefragt, ob sie für einen Urlaub mit nach Italien kommen, sie habe dort ein Häuschen. Der ehemalige Sozialarbeiter Barth betont: „Mich hat das Gespräch mit Döring und Architektin Krey damals total begeistert, bis dahin war ich skeptisch.“ Der Gemeinschaftsgedanke und die Frage, wie man die Zeit gestaltet ist ihm wichtig, „aber ich hatte keine Lust, mich bei Planung und Finanzierung zu engagieren“. Beim gemeinschaftlichen Wohnen habe er „diese Intensität nicht erwartet, meine Vorstellungen wurden übertroffen“. Sehr besonders sei auch das Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau direkt vor der Haustür.
Zum besondern Service gehört ein Concierge, der vier Stunden am Tag da ist: Auf Wunsch werden beispielsweise Blumen gegossen und Post erledigt, wenn jemand im Urlaub ist oder bei der Organisation von Veranstaltungen unterstützt. Finanziell gehören Rafael P. Barth und Petra van Treek wie die meisten anderen Bewohner zur Mittelschicht: „Es ist hier nicht elitär“, sagen sie. Die Kaltmiete pro Quadratmeter liegt im Rahmen von Erstvermietungen in der Stadt, die Nebenkosten sind jedoch etwas höher, weil die Gemeinschaftsräume und der Service mitbezahlt werden. Sein großes Haus in der Pfalz vermietet er an eine Familie, die den Platz und Garten brauchen kann. Er ist froh seine eigene Wohnfläche an die heutigen Bedürfnisse anzupassen. Die Hausmiete deckt seine Wohnkosten, eine Win-Win-Situation.
Unter den neuen Bewohnern sind auch Ann Marz, Käthi Bouzenna, Bernd Kohler und Anja Heitkamp. Diese sagt: „Wir haben unseren jüngsten Sohn verabschiedet, er geht jetzt eigene Wege.“ Bei Anundo gefällt ihnen die Möglichkeit, in Gemeinschaftsräumen mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Dafür lasse der Vollzeitjob im Alltag oft nicht genug Zeit. Außerdem sei es möglich, im Veranstaltungsraum auch mal mit 20 Freunden Geburtstag zu feiern, ohne sich Gedanken um Stühle oder Sektgläser machen zu müssen. Ann Marz habe sich vorab mehrere Wohnprojekte angeschaut. Was ihr bei Anundo besonders gefällt: „Man kann etwas machen, muss es aber nicht. Ich möchte nicht noch eine zusätzliche wöchentliche Teamsitzung haben.“ SAP-Berater Bernd Kohler hat „nicht das Gefühl, in ein zu exklusives Umfeld aufgenommen zu werden, sondern unter Gleichgesinnten zu sein.“ Sie alle verkleinern mit dem Einzug ihre eigene Wohnfläche, „bekommen aber mit Gemeinschaft, so vielfältigen Räumen und dem Service viel mehr von dem, was jetzt wirklich zählt“ so Käthi Bouzenna.
Die Idee von einem kleinen Dorf im urbanen Umfeld
Mit Theologen, Marktforschern, Soziologen und anderen haben Döring und Krey in Workshops über das Konzept diskutiert. Laut Investor seien diese Prozesse wichtig gewesen: „Wir haben gelernt, dass Soziologen das „Haus der 100“ kennen. Sie meinen damit, dass bei 100 Menschen unter einem Dach jeder stabile Sozialkontakte knüpfen kann.“ Die Miete liegt zwischen 8 und 17,50 Euro Quadratmeter kalt, die Wohnungen sind 40 bis 130 Quadratmeter groß. Dabei sei, so Döring, der Standard in den Wohnungen gleich – zum Beispiel das Eicheparkett, bodentiefe Holz-Aluminium-Fenster hohe Decken und die baubiologisch gesunden Baustoffe. Generell sei, so das Ehepaar Döring und Krey, Anundo ein Konzept, das sie selber beim Wohnen im Alter bevorzugen würden: „Wem sein Garten heute zu aufwändig wird oder wer mit Barrierefreiheit für später vorsorgen will, der hat bislang nicht viele attraktive Möglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt. Wir bieten Menschen beim Älterwerden eine für ihre Lebenssituation passende und sehr attraktive Wohnalternative. Man lebt frei, lose eingebunden in einem sozialen Netz in besonderer Architektur, urban und doch im Grünen und mit dem guten Gefühl für alles vorgesorgt zu haben. Interessierte können sich noch melden, die letzten Wohnungen für Paare stehen gerade zur Vermietung an.